Höhenprofil Tag 8
Mittwoch, 19. Juli 2006
Tag 8: Vom Monte Maggio zum Pasubio
Passo Coe - Monte Maggio - Passo Borcola - Colle Xomo - Passo Fugazze - Rifugio Papa
Start: 9:00 Uhr - Stop: 16:45 Uhr - Kilometer: 41 km - Höhenmeter: +1700 hm / -1400 hm - Maximale Höhe: ca. 1900 m Schnitt: 7,9 km/h - Max: 59 km/h - Fahrzeit: 5:10 h - Temperatur: 15 - 39 C°
Rifugio La Stua am Passo Coe (1610m) |
Blick vom Passo Coe zum Monte Maggio |
Vorletzte Etappe. Natürlich wieder nur Sonne. Das heißt Monte Maggio (1853 m) ohne Nebel. Das kommt nicht häufig vor. Da wir uns am südlichen Ende der Alpen befinden, steigt in dieser Gegend fast immer feuchte warme Luft noch oben und bildet eine zuverlässige Nebelsuppe, zumindest am Nachmittag. Lustig finde ich immer noch, dass die Wanderer tatsächlich dasselbe Tagesziel wie wir haben. Da sieht man mal, dass man an manchen Tagen mit dem Rad nicht allzuweit kommt. Die heutige Etappe ist aber auch nicht besonders lang.
Trail zum Monte Maggio |
Blick vom Monte Maggio zum Passo Coe |
Monte Maggio (1853m) |
Wir fahren direkt von der La Stua den Wegweiser E5 in Richtung Maggio. Mit Elmar bin ich bereits die andere Auffahrt ab Malga Zonta gefahren. Diese fand ich allerdings übel. Und auch die jetzige ist kein Zuckerschlecken. Es geht meistens über Wiesen und dicke Wacken durch den Wald hin und her. Höhe machen wir kaum gut. Als der Weg an die westliche Bergflanke wechselt frage ich mich, ob wir überhaupt richtig sind. Kein Wegweiser und ein unsicheres Gefühl bei der Orientierung mit der Kompasskarte. Obwohl es nur 250 hm sind, kann man für die gesamte Strecke mindestens eine Stunde rechnen. Kurz vor dem Gipfelkreuz treffen wir endlich auf den mir bekannten Hoppelweg 124, den ich beim letzten Mal gefahren bin. Dort überholen wir noch einen Trupp von Rekruten, mit dem wir uns kurz darauf um das Kreuz herum scharen. Von Einsamkeit keine Spur. Aber Ausblick ohne Ende. Im Nordosten sieht man die Ferne Spitze des Piz Levico, im Westen die Brentaspitzen. Südlich macht sich das Massiv des Pasubio breit.
Trail E5 am Monte Maggio |
Trail E5 am Monte Maggio |
Unser Aufenthalt währt nur kurz. Wir überlassen die Soldaten ihrem Schicksal und fahren weiter. Den nun beginnenden Trail habe ich als ausgesprochen anspruchsvoll in Erinnerung. Zunächst ist er aber bis auf ein paar extrem ausgesetzte Stellen einfach zu fahren. Erst als der Weg 501 beginnt wird es wirklich anspruchsvoll. Steil und in engen Serpentinen geht der sehr ausgewaschene Pfad nach unten. Absturzgefahr besteht allerdings kaum. Deshalb nutze ich die Erfahrung aus 10 Jahren Alpencross und fahre bis auf wenige Stellen alles. Weiter unten im Wald ist der Weg breiter und steiniger. Dort ist die Schwierigkeit, im losen Geröll eine Spur für das Vorderrad zu finden. Dabei liegt die ganze Zeit der Bauch auf dem Sattel. Kurz nach dem alten LKW erwischt es mich allerdings. Das Vorderrad stellt sich quer und ich nehme über den Lenker hinweg eine Bodenprobe. Dabei falle ich leider so unglücklich auf mein Bauchtäschchen, dass das Display des Mobiltelefons zersplittert und die Digitalkamera leicht verzogen ist. Beide funktionieren allerdings noch tadellos. Und ich dachte, dass wäre der sicherste Platz am Körper. Mir ist nichts passiert. Kurz darauf überhole ich das Wandererpärhchen und erreiche den Passo della Borcola (1207 m). Alexander trifft ein paar Minuten nach mir ein. Mir hat es Spaß gemacht, aber es ist ohne Zweifel eine Menge Fahrtechnik nötig. Verglichen mit dem Tognola-Trail von der 6. Etappe war diese Abfahrt nicht ganz so anstrengend.
Blick auf Posina |
Nach einer Futterpause geht es noch weitere 600 Meter die Teerstraße in Richtung Posina hinunter, bis wir bei Beber (635 m) mit der Auffahrt nach Colle Xomo (1058 m) beginnen. Die Bäume spenden dabei kaum noch Schatten. Eine Pause wäre gut und ich hoffe, das wir bei Colle Xomo Mittag machen können. Dort ist zwar eine Menge los, aber die Trattoria hat wir vor vier Jahren geschlossen. Das heißt kurzfrisitge Neuplanung der heutigen Etappe. Wir fahren deshalb nicht direkt hinauf zur Rifugio Papa, sondern wie beim letzen Mal mit Elmar weiter in Richtung Passo Fugazze, um von dort die aus meiner Sicht sowieso viel interessantere Strada degli Eroi hinauf zu fahren. Dabei geht es zunächst noch einmal etwas bergab bis zur Ponte Verde (901 m). Auf der anschließenden Passstraße komme ich mir vor wie auf der Sonnenoberfläche. Nach wenigen Metern erreichen wir zum Glück eine Rifugio und machen erst mal Mittag. Hoch oben über uns können wir während des Essens bereits die Rifugio Papa sehen. Noch knapp 1000 hm trennen uns.
Strada degli Eroi |
Dann geht es noch ein Stück Passstraße weiter. Kurz vor dem Passo Fugazze (1162 m) zweigt rechts die Piste zur Rifugio Papa (1934 m) ab. Ich erinnere mich noch gut an das letzte Mal. Auf losem Schotter haben wir uns mühevoll bei wenig Steigung nach oben gekämpft und wurden dabei von Riesenflugviechern aufgefressen. Heute ist aber die Hitze der einzige Feind. Auch den Insekten ist es vermutlich zu warm. Kurve für Kurve geht es nach oben. Ich bilde mir ein, wie es dabei Tick für Tick kühler wird. Wasser gibt es auf der Strecke keines. Hoch oben sieht man bereits, wie der Weg in einem Tunnel verschwindet. Die Streckenführung begeistert mich auch diesesmal wieder. Am Tunnel wechselt man auf die Rückseite des Bergkamms und die Temperatur ist nun richtig angenehm. Die Unterkunft ist bereits zu sehen, aber immer noch ein ganzes Stück über uns.
Rifugio Papa von der Strada del Galleria aus gesehen |
Strada del Galleria |
Als wir das Ziel erreicht haben, grüßen schon unsere Wandererfreunde: Wo wir denn bleiben würden. Alle vier sind bereits da. Ich bin ein wenig überrascht. Die Hütte ist, wie ich sie kenne. Ohne Charme und Gemütlichkeit. Auch Duschen gibt es keine. Wasser ist Mangelware. Nur ihre Lage macht sie einzigartig auf dem Pasubio. Bei guter Sicht Blick bis zum Mittelmeer, das man aber eher erahnen kann. Tief unter uns sehen wir auch wieder das Ristorante von heute Mittag. Nachdem der Flüssigkeitshaushalt korrigiert wurde, klettere ich mit den älteren Wanderern und Alexander noch ein Stück durch die Tunnelgalerie. Für mich nichts Neues, aber wieder mal beeindruckend. Bei Alexander führt der Weg sichtbar zu Unbehagen. So kehren wir bald zur Rifugio zurück und sitzen dort die Zeit ab bis zum Abendessen. Halbpension gibt es inklusive Menü. Gut, das nehmen wir. Nach einer umfangreichen Gemüsesuppe gibt es einen großen Teller Spaghetti. Super! Wir sind satt. In der Erwartung eines Nachtischs um die Sache abzurunden, kommt ein noch größerer Teller, der Hauptgang! Fleisch mit Gemüse und Kartoffeln. Oh mein Gott. Mein Magen schwenkt bereits die Fahne. Die Wanderer teilen dasselbe Schicksal. Ich esse nur noch wenig von der Platte, obwohl es mir leid tut. Wir sechs sind die eizigen Gäste und die Betreiber sind sichtlich bemüht. Aber das grenzt an Quälerei. Als das Elend überstanden ist, treffen in der untergehenden Sonne noch ein halbes Dutzend lautstarker einheimischer Mountainbiker ein, die ebenfalls noch essen. Sie scheinen nicht übernachten zu wollen und es ist mir etwas schleierhaft, wie sie in der Dunkelheit heil ins Tal zurückkommen wollen. Außerdem ist es mittlerweile ziemlich kalt. Fast schon bei Dunkelheit verschwinden sie wieder und wir haben die Hütte für uns alleine. Dank des Weines wird es noch ein lustiger Abend.