Höhenprofil Tag 1
Sonntag, 30. August 2020
Tag 1: Weihnachtsausfahrt
La Fouly - Col Ferret - Rifugio Elena - Arnuova Desot - Rifugio Bonatti - Rifugio Bertone
Start: 9:30 Uhr - Stop: 17:15 Uhr - Kilometer: 30 km - Höhenmeter: +1425 hm / -1350 hm - Maximale Höhe: 2537 m - Schnitt: 5,6 km/h
Henkersmahlzeit in La Fouly |
Die Anfahrt nach La Fouly (1600 m) gestern Nachmittag war überschaubar. Es wäre ohne Probleme möglich, bei zeitiger Anreise noch eine kurze Etappe dran zu hängen. Meine originale Planung sah das aber nicht vor. Also übernachten wir erst noch mal zu Schweizer Konditionen.
Hotel Edelweiss im Dauerregen |
Der Morgen hält, was die Wettervorhersage versprochen hat. Das seit Tagen wütende umfangreiche Regentief hat sich noch nicht verzogen und es schüttet durchaus ergiebig. Der Blick nach oben ist ebenso vielversprechend. Nur wenige Meter höher sieht alles schön weihnachtlich weiß aus. Gute Voraussetzungen für die nun fast 1000 hm bis zum Col Ferret (2537 m). Die erste Etappe folgt der TMB (Tour-Mont-Blanc), eine Rundtour um Europas höchsten Berg.
Da die Aussichten für die nächsten Tage gut sind, nehmen wir das Schicksal mutig an und starten mit Elan in den Regen. Vielleicht war es etwas viel Schwung, denn ich verpenne im dichten Schneefall den Abzweig zur Alm La Peule (2017 m) und wir fahren das Tal zu weit hinauf. 200 hm zusätzlich, bei dem Wetter, prima.
Es wird Weihnachten |
La Peule (2071m) |
Nachdem der Fehler korrigiert ist, passieren wir das winterliche La Peule und beginnen die Räder dem Col Ferret entgegen zu schieben. Was wegen der unerwarteten Neuschneemengen anfangs noch ganz lustig erschien, wird nach einer Weile zum äußerst mühseligen Unterfangen. Wie eine Walze drücken die Reifen den nassen Schnee platt. Meter für Meter. Vielleicht wäre Tragen einfacher gewesen, ich habe es nicht probiert. Es sieht übrigens kälter aus, als es ist. Waren es beim Start nur 0° Grad, so nähern wir uns weiter oben fast wieder 10° Grad, im Dauerschneefall. Erstaunlich. Gedanken an die nächsten Tage, wo es bis auf 3300 m hoch gehen soll, ignoriere ich dennoch.
Aufstieg zum Col Ferret |
Col Ferret (2537m) |
Am Pass wird die Situation nicht viel besser. Es ist klar, dass wir auf dem angeblichen Traumtrail hinunter ins Val Ferret zunächst keinen Meter fahren werden. Der Wind hat den Schnee teils auf 20 cm angehäuft. Zudem fehlt meiner vorderen Bremse der Druckpunkt. Nach dem Einbau neuer Beläge ist es etwas besser. Von der tollen Landschaft brauche ich nichts zu erzählen. Die sieht man nämlich nicht. Der Blick auf die Grandes Jorasses und den Mont Blanc endet nach wenigen Metern im Schneetreiben und den Wolken.
Stillleben |
Abfahrt Col Ferret |
Ca. 300 hm müssen wir auf der italienischen Seite hinunter schieben, bevor der Weg so weit schneefrei ist, dass wieder Fahren möglich erscheint. Die Schneefallgrenze liegt deutlich weiter oben als auf der Schweizer Seite. Trotzdem ist das Ganze eine schmierige rutschige Geschichte und wahrlich keine tolle Abfahrt. Ein paar Wanderer sind auch noch unterwegs. Die TMB ist wohl bei jedem Wetter eine stark begangene Route. Wir werden diese morgen in Richtung Aosta verlassen, zusammen mit der Dora Baltea, die im Val Ferret entspringt.
Rifugio Elena (2061m) |
Trail unterhalb der Rifugio Elena |
An der geschlossenen Rifugio Elena (2061 m) machen wir Rast. Der Schneefall hat endlich aufgehört und die Sonne kommt ein bisschen heraus. Die Wolken verhindern aber immer noch den Blick auf den höchsten Gebirgszug der Alpen. Das wird sich heute auch nicht mehr ändern.
Nach einem kurzen netten Trailstück bis zur Alpe Arnuova Desot im Talgrund klettern wir nochmal 300 hm mit den Rädern auf dem Rücken nach oben. Dort zieht sich der Balcon Ferret vis-à-vis zu den Bergriesen fast ebenerdig das Tal entlang. Um das zu toppen, wollte ich ursprünglich noch weiter hoch klettern und über den Tête de la Tronche (2584 m) zum Tagesziel Rifugio Bertone trailen. Ohne die nötige Aussicht allerdings ein sinnloses Unterfangen. Außerdem hat uns das Schieben durch den Schnee zu viel Kraft gekostet.
Val Ferret |
Balcon Ferret (2) |
Balcon Ferret (1) |
Wir bleiben also eine Etage tiefer auf dem Balkon, der mangels richtiger Aussicht auch nicht super sinnvoll erscheint. Es geht rauf und runter und abschnittsweise durch so tiefen Matsch, dass nur noch Tragen weiter hilft. Besser als das Tal runter rollen ist es vermutlich trotzdem, ist ja schließlich eine Mountainbike-Tour.
Wir erreichen zeitig die reservierte Unterkunft, das Rifugio Bertone (1950 m). Wie ein Vogelnest thront die Hütte aussichtsreich oberhalb des Wintersportortes Cormayeur und bietet tolle Talblicke. Trotz Corona nun doch eine Hüttenübernachtung? Es hat einfach gut in die Planung gepasst. Und Hygienemaßnahmen sind allgegenwärtig. Auch im Zimmer sind wir nur zu zweit. Also kein Problem.
Balcon Ferret (3) |
Blick auf Cormayeur |
Rifugio Bertone (1950m) |
In der Rifugio Bertone (1950m) |