Höhenprofil Tag 5
Montag, 21. Juli 2003
Tag 5: Regenchaos am Eisjöchl
Similaun Hütte - Vernagt See - Pfossental - Eisjöchl - Pfelders
Start: 7:45 Uhr - Stop: 20:00 Uhr - Kilometer: 42 km - Höhenmeter: +1780 hm / -3130 hm - Maximale Höhe: 3017 m - Schnitt: 8,4 km/h
Similaun Hütte (3019m) |
Panorama von der Similaun Hütte Richtung Italien |
Abstieg zum Vernagtstausee (2) |
Abstieg zum Vernagtstausee (1) |
Neuer Tag neues Glück. Wir sind zwar sehr früh auf den Beinen, aber mir geht es bescheiden. Die Hütte liegt jetzt ganz bezaubernd in der Morgensonne und der unendliche Ausblick in alle Himmelsrichtungen ist rekordverdächtig. Ob des horrenden Fühstückspreises von 8 Euro verzichten wir auf Nahrung und stürzen in Begleitung der Mädels gleich in den Abstieg zum Vernagtstausee (1684 m). Ich bin froh um jeden Meter, den wir vernichten, in der Hoffnung, dass es mir unten besser geht. Die ersten paar hundert Höhenmeter verbringen wir neben unseren Bikes, danach kann man sich aber halbwegs im Sattel halten, reichlich Fahrtechnik vorrausgesetzt. Den ganzen Abstieg haben wir den anziehenden smaragdgrünen Vernagtsee unter uns im Blick, der langsam ins Sonnenlicht getaucht wird.
Eine ins Auge gefasst Umrundung des Sees lassen wir ausfallen, stattdessen suchen Alexander und ich uns eine Gelegenheit zum Frühstücken. Immerhin sind seit unserem Aufbruch fast 2 Stunden vergangen. Wir finden auch direkt eine günstige Cafe-Pension. Elmar und Ralph fahren weiter, um einen Supermarkt aufzusuchen. Später wollen wir uns am Abzweig ins Pfossental (1200 m) wieder treffen, um gemeinsam den 1600 Meter Uphill zum Eisjöchl aufzuarbeiten. Das klappt aber nur fast, denn Elmar fliegt auf der senkrecht abfallenden Teerstraße das Schnalstal förmlich hinunter. Da hilft kein Schreien mehr, weg ist er. Bei Ralph werfe ich mich fast vor das Rad, so stoppt wenigstens er rechtzeitig. Eine viertel Stunde später kommt Elmar etwas angefressen die Straße hochgekeucht. Erst nach 100 hm hat er gemerkt, dass er zu weit gefahren ist. Ohne anzuhalten startet er nun ins Pfossental.
Am Eishof im Pfossental; hinten links das Eisjöchl |
Stettiner Hütte am Eisjöchl |
Kurz vor dem Eisjöchl (2895m) |
Es geht auf einer Teerrampe bis zum Jägerrast (1676 m). Noch herrscht eitel Sonnenschein und mangels Brunnen zapfen wir eine tropfende Wiese an. Das Wasser schmeckt allerdings fürchterlich und ich stelle vorübergehend die Flüssigkeitsaufnahme ein. Auf dem Weg zum Eishof (2069 m) sind noch viele Wanderer unterwegs und überdecken die Einsamkeit und Schönheit des Pfossentals, das ich für eines der schönsten Täler überhaupt halte. Es wird aber immer dusterer und als wir am Eishof ankommen ist der Himmel stockschwarz. Nach wenigen Minuten bricht ein ordentliches Gewitter herunter. Das passt natürlich prima, wollen wir doch noch auf das fast 3000 m hohe Eisjöchl hinauf. Die Stube ist sofort gerammelt voll, aber wir finden einen brauchbaren Platz und machen eine ausgedehnte Rast. Nach einer Stunde ist das Gewitter vorbei und wir brechen trotz weiterhin dunklem Himmel auf. Glücklicherweise erreichen wir fast trocken gegen 18 Uhr das Eisjöchl (2895 m), während um uns herum neuer Donner heran grollt. Die Sicht ist dennoch ganz gut.
Abfahrt vom Eisjöchl, der erste Platten |
Gewitterabfahrt vom Eisjöchl |
Die Entscheidung, nicht zu übernachten und trotz vorgerückter Stunde wie geplant den Trail zur Lazinser Alm (1858 m) unter die Stollen zu nehmen, ist leichtsinnig, fällt mir aber leicht, da ich nicht noch einmal in solch einer Höhe übernachten will. Es dauert nicht lange und die nächsten Tropfen erreichen uns. Doch erst mal Stopp, Alexander hat sich einen Platten eingefahren, Ventilabriss. Ist ja klar, immer, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Nun regnet es richtig, Blitz und Donner wüten um uns herum. Ich bekomme leichte Panik, denn wir sind immer noch weit oben. Ohne große Rücksicht mache ich jetzt mein Tempo und versuche einfach nur runterzukommen. Peng, das war wohl zu eilig, denn eine der senkrecht herausstehenden Steinplatten hat mich erwischt. Mitten in der Sintflut muss nun auch ich den Schlauch wechseln. Jetzt kein weiteres Risiko mehr, den restlichen Weg schieben wir also hinunter. Da ich der Einzige mit Scheibenbremsen bin, haben die anderen ohnehin Probleme mit ihrer Bremsleistung. Insgesamt haben wir diesen als genialen Singletrail bekannten Weg fast komplett im Gewitterregen und zumindest zur Hälfte schiebend zurückgelegt. Das war es definitiv nicht wert. Zudem bleibt das eigentlich anvisierte Ziel St.Martin im Passeier für uns heute natürlich unerreichbar. Ab der Lazinser Alm rollen wir ohne Rücksicht in der Gischt des Vorderrades bis nach Pfelders (1622 m), wo wir trotz unseres unmöglichen Aussehens eine wirklich nette Unterkunft in der Pension Rosmarie finden. Es ist bereits nach 20 Uhr. Nachdem wir uns draußen mit einem Gartenschlauch in voller Montur abgespritzt haben, betrete ich überglücklich das trockene Zimmer. Zum Essen gehen wir barfuß in ein benachbartes Restaurant, wo wir schon angekündigt wurden und trotz der vorgerückten Stunde noch voll versorgt werden.