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Höhenprofil Tag 5
Höhenprofil Tag 5

Samstag, 27. Juli 2013

Tag 5: Ins Passeier

Ridnauntal - Poschhaus - Schneebergscharte - Moos - Pfelders Streckenbeschreibung

Kilometer: 37 km - Höhenmeter: +2000 hm / -1700 hm - Maximale Höhe: 2726 m - Max: 55 km/h - Temperatur: 18 - 43 C° (Sonne)

Appartmentunterkunf Residence Rainer
Appartmentunterkunf Residence Rainer
Radweg im Ridnauntal
Radweg im Ridnauntal

Das kurze Stück bis zum Talschluss des Ridnauntals (1417 m) folgen wir dem flachen kleinen Weg, der direkt oberhalb unseres Appartments vorbeiführt. Er spuckt uns genau am Fuße des Bergwerks aus. Die Überbleibsel des Bergbaus am Schneeberg werden uns nun für lange Zeit begleiten. Ich kenne das schon. Die Schneebergscharte ist kein Neuland, da ich ausgerechnet mit Felix bereits 1999 hier hinüber bin. Damals im Rahmen eines Standard-Crosses von Lenggries nach Riva. Ich errinnere mich noch an das üble Schiebestück zum Schluss. Im Laufe der Jahre und im Rahmen der diesjährigen Tour relativiert sich alles. Deshalb freue ich mich heute sogar darauf, diesen traditionsreichen Übergang noch einmal machen zu können. Es ist der höchste Punkt der diesjährigen Tour. Die Wetterbedingungen sind optimal. Wir wissen allerdings nicht, ob nach dem langen Winter noch Schneereste stören werden.

Auffahrt zum Poschhaus (2112 m)
Auffahrt zum Poschhaus (2112 m)
Poschhaus (2112 m)
Poschhaus (2112 m)

Zunächst führt eine ultimativ steile Asphaltrampe über die erste Steilstufe hinauf. Geradeso fahrbar. Der Schweiß rinnt. Die weitere Piste geht durch den Wald und später im offenen Gelände flacher, aber immer noch kein bisschen erholsam, bis hinauf zum Poschhaus (2112 m), wo wir uns eine Weile in die Sonne flötzen. Übernachtungen gäbe es hier übrigens auch und ich hatte das gestern sogar ins Auge gefasst. Da das Haus aber sehr einfach ausgestattet ist, war unser Quartier die komfortablere Variante. Während wir unsere Getränke süffeln, trudeln immer mehr Mountainbiker ein, darunter auch eine größere Gruppe. Gut 20 Radlfahrer sitzen nun am Poschhaus. Natürlich haben alle dasselbe Ziel. Man kann von hier aus auch gut bis zur Scharte hinauf gucken; Schneeprobleme wird es keine geben.

Aufstieg Schneebergscharte (1)
Aufstieg Schneebergscharte (1)
Aufstieg Schneebergscharte (2)
Aufstieg Schneebergscharte (2)

Wir starten als erste, um die letzten und vermeintlich schwierigsten Höhenmeter abzuarbeiten. Vorne weg haben wir wenigstens freie Bahn. Fahrstücke gibt es nun allerdings nicht mehr. Ziemlich schnell landet der Hobel auf dem Rücken. Ich mache mir erst gar nicht die Mühe, das Bike zu Schieben. Tragen ist einfach viel effizienter. Dagegen war das Gezerre vor knapp 15 Jahren ziemlich amateurhaft. Wir passieren einen kleinen Tümpel, an den ich mich auch noch gut erinnere, und gelangen zu einem Plateau, das wahrscheinlich im Rahmen des Bergbaus angelegt wurde. Ab hier sind es noch ca. 300 hm, die der Weg in kleinen Spitzkehren in steilem Gelände bis ganz nach oben führt. Die ersten Radler der Gruppen, die nach uns gestartet sind, sind bereits dicht hinter uns. Bis zur Scharte holt uns aber keiner mehr ein.

Schneebergscharte, Blick Schneeberghaus
Schneebergscharte, Blick Schneeberghaus
Schneebergscharte, Blick Poschhaus
Schneebergscharte, Blick Poschhaus

Ich wusste gar nicht mehr, welch grandioses Rundumpanorama an der Schneebergscharte (2726 m) herrscht. Im Osten sieht man die Tuxer Alpen mit dem Olperer, im Norden die Stubaier Alpen, im Westen die Texelgruppe. Und zu unseren Füßen liegt nur einen Katzensprung entfernt das Schneeberghaus (2355 m), unser Ziel fürs Mittagessen. Es ist ebenfalls ein Überbleibsel der Bergwerkszeiten und heute ein beliebtes Ausflugsziel. Übernachtungen sind dort möglich, doch das Haus ist mehr Jugendherberge als Berghütte.

Abfahrt Schneebergscharte
Abfahrt Schneebergscharte
Schneeberghaus
Schneeberghaus

Der Trail von der Scharte hinunter ist schwieriger als gedacht. Durch das lose Geröll in Verbindung mit dem steilen Gelände fahren wir oben relativ wenig. Erst kurz vor der Hütte wird die Situation entspannter. Wir parken die Maschinen und gesellen uns zu den Massen der Wanderer, die sich bereits eingefunden haben. Wir suchen uns sogar einen Schattenplatz. Es ist schon ungewöhnlich in dieser Höhe im Freien sitzen zu können. Die Hitzeglocke, die gerade über Europa liegt macht es möglich. Bei meinem letzten Besuch hier haben wir fröstelnd in der Stube gehockt und auch damals war es nicht unbedingt kalt. Ich nutze die Pause und schaue mich im kleinen Museum um, das Einiges zum Bergwerk erklärt. An der Schneeberghütte lagen früher die Quartiere der Bergwerksarbeiter, was auch die Existenz der heute noch vorhandenen kleinen Kapelle erklärt. Eingestellt wurde der Bergbau letztendlich, weil es zu aufwändig wurde, das Material aus dieser Höhe hinunter zu schaffen und weil durch den Winter nur in begrenztem Zeitumfang während des Sommers gearbeitet werden konnte. Es hat sich nicht mehr gelohnt.

Gestärkt gehen wir die Abfahrt an. Den Trail aus der Routenbeschreibung, der hier oben einen kleinen Wandersteig hinab folgt, lassen wir aus. Er erscheint uns zu schwierig. Es sind dort auch zahlreiche Wanderer zu sehen. Also nehmen wir direkt den „Fahrweg”, der ab dem See etwas unterhalb sowieso mit dem Track identisch ist. Diesen kann man wärmstens empfehlen. Der Weg hat eher den Charakter eines etwas breiteren Trails und macht mir einen Riesenspaß. Das Fahrzeug, das hier hinauf fahren könnte, möchte ich gerne mal sehen. Wir tauchen in den Wald ein und vernichten bis zur Timmelsjochstraße (1600 m) gut 800 hm. Es hätte gerne noch weiter gehen können. Doch für heute ist der Spaß zu Ende. Es geht kurz über die Passstraße, dann biegen wir auf ein kleines Sträßchen ab, das uns in Kehren bis zum Talgrund hinunter führt. Dort geht es auf dem Europawanderweg E5 weiter bis Moos. Am Anfang noch ganz nett als handtuchschmaler Weg, wandelt er sich später in eine breite Piste, auf der auch LKW fahren. Häßlich.

In Moos (1007 m) rollen wir bis in die Ortsmitte. Dort befindet sich wie 1999 immer noch der Mooserwirt, wo wir damals übernachtet haben. Offenbar wurde inzwischen ein bisschen modernisiert. Heute interessieren wir uns aber mehr für den kleinen Supermarkt, in dem wir uns mit reichlich Flüssigem gegen die vorherrschende Hitze versorgen. Bis zum Tagesziel in Pfelders- (1622 m) sind noch einmal 600 hm zu absolvieren. Und es ist mehr als warm. Auf der kleinen Straße, die ins Pfelderer Tal führt, liegt voll die Nachmittagssonne. Es gibt keinen Baum, keinen Schatten. Der Hitzetod ist nahe. Ein einsamer Brunnen schafft endlich etwas Erleichterung. Ich kann mich nur an wenige Situationen erinnern, wo ich eine einfache Asphaltauffahrt als dermaßen anstrengend empfunden habe. Auch nachdem wir auf die Hauptstraße treffen und das Tal nun glücklicherweise teilweise im Schatten liegt, zieht sich der Weg endlos. Im Nachhinein war dieses das unangenehmste Stück der ganzen Tour.

In Pfelders fliegt die Kuh. Unglaublich, was in diesem kleinen und autofreien Touri-Nest los ist. Wie zu befürchten, gibt es in der von mir anvisierten Unterkunft Rosemarie keinen Platz mehr. Auch hier habe ich mal übernachtet, allerdings hat die Besitzerin gewechselt und heute führt ein junges Team das Haus inklusive Restaurant. Sie helfen uns in der Nähe eine Bleibe zu finden. Wir revanchieren uns, und verbringen den Abend in dem wahrlich gut gefüllten Lokal. Trotz des enormen Ansturms bleibt das Team immer ruhig und nett und scheint niemals die Kontrolle zu verlieren. Sehr beeindruckend. Und der Grappa schmeckt vorzüglich. Unsere Unterkunft ist auch ganz lustig. Es ist die Frühstückspension Panorama. Ein etwas verschrobener Kauz führt die etwas altertümliche aber gepflegte Pension mit entwaffnender Direktheit. Durchaus amüsant und im totalen Kontrast zu dem modernen und vielleicht etwas aufgesetzten Image des heutigen Pfelders.

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