Höhenprofil Tag 9
Samstag, 25. August 2018
Tag 9: Ankunft am Mittelmeer
Sežana - Bazovica - Socerb - Osp - Koper - Piran
Start: 08:15 Uhr - Stop: 15:00 Uhr - Kilometer: 66 km - Höhenmeter: +1175 hm / -1425 hm - Maximale Höhe: 445 m - Schnitt: 13,6 km/h - Max: 55 km/h - Fahrzeit: 4:45 h
Der Regen ist angekommen |
Am Morgen ist es wieder trocken. Doch der Himmel verspricht nichts Gutes. Der Wetterumschwung ist pünktlich eingetroffen. Nicht schön für den letzten Tag, aber in den Tiefen Sloweniens ist schlechtes Wetter deutlich entspannter zu ertragen, als irgendwo am Hauptkamm. Wir queren Sežana und gelangen auf einen ganz seltsamen Weg: über fast 10 km zieht sich eine sandige Piste fast schnurgerade in Richtung Süden bis Bazovica (380 m). Dies liegt in Wurfweite von Triest, wir sind also wieder in Italien, das wir erneut für ein kurzes Stück queren müssen. Weiter kommen wir auch erst mal nicht. Der Regen befolgt artig die Vorhersage, Klamottenwechsel ist angesagt. Bei Draga macht es dann richtig runter. Immer wieder halten wir an, um uns sinnlos unter ein paar Bäumen unterzustellen. Irgendwann ist es egal, ist eh alles nass. Knöcheltief läuft die Brühe über die ehemalige Bahnstrecke, auf der der Radweg nun ein Stück lang verläuft. Fast unbemerkt wechseln wir wieder nach Slowenien.
Wenn es stark regnet, ist das Wasser schneller alle. Vielleicht ist da was dran. Wir haben jedenfalls Glück und der Regen lässt nach etwa 30 Minuten nach. Bei Kozina endet die alte Bahnstrecke und die Route schwenkt nun scharf nach Westen. Wenn man als Ziel die Kvarner Bucht ansteueren möchte, wäre hier der richtige Ort, um unsere Strecke zu verlassen.
Bizarre Hochebene vor Socerb |
Socerb (420m) mit Blick auf Triest |
Trotz der Nähe zum Meer sind wir immer noch recht hoch oben, wenn man die Höhe von 400 m so nennen darf. Wie ein Kraterrand zieht sich die slovenische Hügellandschaft um den Kessel von Triest herum, auf der wir die italieniche Großstadt umrunden. Hinter dem kleinen Weiler Ocizla queren wir noch eine kleine Hochebene, die mit lichten Baumbestand und seltsamen Steinformen bizzar, unwirklich und sehr verlassen wirkt.
Dann erreichen wir Socerb (420 m), das mit einer kleinen Burg wie ein kleines Vogelnest am Rande der Berge liegt. Das Gelände bricht hier steil ab und gibt den Blick frei auf die Industriestandorte Triest zur Rechten und dem slowenischen Gegenstück Koper zur Linken. Am Horizont lässt sich Piran ausmachen, das noch verdammt weit weit weg ist.
Felsenkulisse in Osp |
Koper vorne und Piran ganz weit hinten |
Über rutschige Trails geht es nun runter nach Osp (35 m), wo wir fast schon auf Meeresniveau sind. Mittlerweile hat sich auch die Sonne wieder hervor bemüht und die Regensachen sind verstaut. Bis Koper sind nun noch einige Höhenmeter auf kleinen Nebenstaßen zu bewältigen. Dort machen wir dann Mittag an einem Supermarkt, bevor es überraschend abermals 250 hm steil nach oben geht. Damit hat sich das Thema Höhenmeter aber weitgehend erledigt. Hoch oben über dem Meer rollen wir den Kamm unserem Ziel entgegen. Nur ein kurzes Stück auf der stark befahrenen Küstenstraße unterbricht den Flow. Es ist erst erst früher Nachmittag und einem entspannten Abschluss steht nichts mehr im Wege. Auch die Zahl der sichtbaren Strandurlauber nimmt immer mehr zu. Bei bestem Wetter rollen wir schließlich in Piran ein, während um uns herum immer noch dunkle Schwarze Wolken hängen.
Piran etwas näher |
Piran ganz nah |
Wir steuern zunächst die Uferpromenade an, wo wir gut gelaunt ein Finisher-Radler trinken und ich fachmännisch eine Wasserprobe nehme. Danach steuern wir die Zentrale des Pacha Mama an, angeblich die coolste Location im Ort. Von dort werden wir von einem Guide auf dem Fahrrad zu unserem Appartment geleitet, das ein paar Sträßchen entfernt ist. Auch für die Bikes gibt es einen Stellplatz, dieser befindet sich aber quasi am anderen Ende der Stadt, von wo wir wieder zu Fuß zum Appartment zurücklatschen. Das Pacha Mama mag cool sein, es ist allerdings über ganz Piran verteilt.
Piran zu Wasser |
Piran zu Land |
Der Rest des Tages besteht aus Stadtbummeln, Abendessen und dem Besuch der Bar gegenüber von unserem Appartment, wo am späten Abend auch wieder Regen einsetzt. Der Weg ins Bett ist kurz und so stört das nicht weiter. Und Morgen steht bereits die Abreise an, obwohl ich ursprünglich einen Tag Aufenthalt geplant hatte. Den haben wir aber bereits vor einigen Tagen gestrichen und unser Rückfahrtaxi entsprechend umgebucht.
Dabei hatten wir tatsächlich ein sehr glückliches Händchen, denn am Morgen regnet es Bindfäden, ein richtig schöner Landregen. Keine Ahnung, wie wir einen Ruhetag hätten gestalten wollen, zumal Piran als reiner Badeort sowieso ungeeignet ist. Es gibt keinen Strand. Mit dem Taxi klappt zum Glück alles wie abgesprochen und so können wir uns auf dem Rückweg nach Villach, wo wir mit dem Zug weiter nach Salzburg wollen, das bescheidene Wetter aus dem Autofenster anschauen. Unterwegs verhandeln wir mit dem Fahrer sogar noch die Weiterfahrt bis zu unserem Parkplatz, was uns zwar satte 4h Taxifahrt, aber eine sehr bequeme Rückreise beschert, Stau auf er Tauernautobahn inklusive. Hinter dem Tauerntunnel liegt Schnee neben der Straße, was leicht verschmerzen lässt, dass wir ein bisschen Regen auf der letzten Etappe hatten. Etwas Glück darf ja auch mal sein.
Es war eine großartige Tour, die ich gerne weiterempfehle. Trotz fehlender Höhe haben mich besonders die bisher unbekannten Landschaften Sloweniens gefesselt. Ich merke auch, dass es das Reisen mit dem Rad an sich ist, was mich begeistert. Die gefahrenen Wege sind da fast nebensächlich. Zum reinen Tourenradler werde ich deswegen allerdings nicht.