Höhenprofil Tag 5
Donnerstag, 27. Juni 2019
Tag 5: Straßen ohne Autos
Castellane - Col de St-Barnabé - Vauplane - Ubraye - Col de Laval - Col du Trébuchet - Sigale
Start: 10:00 Uhr - Stop: 17:30 Uhr - Kilometer: 73 km - Höhenmeter: +1650 hm / -1700 hm - Maximale Höhe: 1600 m - Schnitt: 13,5 km/h - Max: 61 km/h - Fahrzeit: 5:25 h
Hotel in Castellane (719m) |
Wahrzeichen von Castellane: Notre-Dame du Roc |
Am heutigen Tag verlassen wir die Trans-Verdon, die uns bisher genau nach Süden geführt hat, und wechseln auf den Chemin de Soleil, oder das was Stuntzi daraus gemacht hat. Damit schwenkt die Route scharf nach Osten. Auch die Bergkämme verlaufen hier von West nach Ost. Passt also. Doch der Chemin de Soleil ist nur teilweise sinnvoll fahrbar, weshalb wir hauptsächlich dem mitgebrachten Track folgen werden.
Die Übernachtung in Castellane (719 m) war kein Highlight, aber akzeptabel. Der Ort ist jedenfalls ganz nett mit seinen engen Gässchen und das Abendessen war sehr gut. Hoch über dem Marktplatz thront auf einem Felsen die Notre-Dame du Roc, die auch die ganz Nacht in unser Zimmer geschaut hat.
Vor dem Start fahren wir noch mal ein Stück zurück durch den Ort und decken uns an einem Supermarkt ordentlich ein. Dieser Luxus ist einfach zu selten in dieser Gegend. Dann führt uns die Route vorbei am unteren Verdon-Stausee auf einem einsamen Sträßchen kehrenreich hinauf nach Demandolx (1169 m). Dort gibt es die erste dringend benötigte Brunnenpause. Weiter auf der nun größeren Straße bis zum Col de St-Barnabé (1365 m). Autos sind wie üblich fast keine unterwegs.
Staumauer der Retenue de Chaudanne (791m) |
Retenue de Chaudanne (791m) von oben |
Ankunft Vauplane (1607m) |
Am Pass verlassen wir die Passstraße und fahren noch ein kleines Stück weiter hoch in das kleine Skigebiet Vauplane (1607 m). Dort endet die Straße und wir machen Frühstückspause. Der Weg führt quer über eine Wiese und dann als Trail weiter in ein unbenanntes Tal hinein. Da Alex etwas in Sorge ist, was die Ausgesetztheit angeht, fahre ich ein Stück vor bis zu einer Bachquerung und rufe ihn von dort an, dass er folgen kann. Echt unglaublich. Ich sitze im Nirgendwo fernab irgendwelcher Bebauung in einem Loch, aber Mobilempfang ist vorhanden. Das ist die Provence.
Ubraye |
Noch ein kurzes Stück Trail auf der anderen Bachseite und wir sind wieder auf einer Piste. Insgesamt waren es kaum mehr als 200 hm, trotzdem grenzwertig für Alexander. Und es soll zunächst trailig weiter gehen. Als wir hinter einem Abzweig nach einer kurzen Steilrampe an einem Weidezaun mit großen Patout-Schildern stehen und ich natürlich kaum wissen kann, wie der weitere Weg auf dem Track verlaufen wird, kehren wir um und fahren die sichere Piste weiter. Wir haben auf der Karte gesehen, dass es im Grunde egal ist, welches Tal uns weiter nach Osten bringt. Dieses hier oder das etwas südlichere. Am Ende verlaufen beide Routen über viele kleine Sträßchen bis zum Ziel nach Sigale. Dort habe ich übrigens bereits angerufen und mit meinem mittlerweile trainierten Französisch eine Unterkunft geschossen.
Die Piste wird bald zur kleinen Straße und spült uns ins Kleinstnest Ubraye (982 m). Stellvertretend für viele Orte hier: ca. 10 Häuser, Gruppiert um einen Dorfbrunnen. Einfach schön. Zeit für eine Mittagspause. Dann geht es über den Col de Laval (1096 m), von wo wir über viele Kilometer leicht bergab rollen bis nach La Serre (776 m) am Fuße des Col du Trébuchet (1140 m). Leider liegt die Auffahrt auf diesen auf der Westseite voll in der Sonne. Aber man gewöhnt sich an alles, solange immer ein Brunnen in Reichweite ist.
La Rochette (1) |
La Rochette (2) |
Clue du Riolan |
Dies war im Grunde der letzte Anstieg. Die letzten 25 km kann man praktisch durchrollen bis Sigale (628 m), was den Trébuchet zu einem strategisch interessanten Pass macht. Ganze zwei kleinere Orte liegen noch auf der Strecke: La Rochette und St-Pierre. Und auch noch die beeindruckende Schlucht Clue du Riolan, die uns ins südlicher verlaufende Tal des Esteron bringt.
Hier sind wir übrigens wieder auf der geplanten Strecke. Ich bin aber kein bisschen enttäuscht über die Routenänderung. Heute haben wir gefühlt die richtige Provence erlebt. Kleinste Orte, weit verstreut, verbunden durch winzige Asphaltsträßchen, die teils kühn in die Berge gefräßt sind und auf denen über Stunden kein Auto zu sehen ist. Da würde selbst Rennrad fahren Spaß machen. Und das Rad ist wirklich das optimale Fortbewegungsmittel. Zu Fuß ist alles zu weitläufig, mit dem Auto ist man auf den kleinen Straßen irgendwie fehl am Platz. Die Vegetation ist eher bräunlich, viele kiefernartige Nadelgehölze. Das frische Grün der alpineren Regionen ist verschwunden. Wie sagte Alexander so schön: die Provence ist wie die Toscana, nur ohne Menschen. Aber das wird sich spätestens morgen ändern, wenn wir uns dem Mittelmeer nähern.
Sigale, Le Village |
Sigale, Friedhof |
Sigale, Ort |
In Sigale sind wir die einzigen Übernachtungsgäste im Le Village. Das Abendessen ist dennoch fürstlich und kaum zu schaffen. Nur die ältere „Dorfjugend” trifft sich vor dem Haus zum Boulespielen. Es kehrt aber bald Ruhe ein. Das Schlafen ist trotzdem eine Quälerei. Die Nacht ist sehr heiß und mit 30° im Zimmer schläft es sich einfach sehr schlecht.