Dienstag, 31. August 1999
Tag 6: Zum Eisjöchl
Kilometer: 21 km - Höhenmeter: 1400 hm - Schnitt: 5,5 km/h - Max: 53 km/h - Fahrzeit: 4 h
Felix und Alex in Moos vor unserer Unterkunft |
Als wir aufwachen ist wieder fantastisches Wetter. Moos liegt allerdings noch im Schatten der Berge. Bis auf den ersten Tag haben wir jetzt keinen Regen mehr gehabt. Mit Grausen muss ich an unsere erste Tour zurückdenken, als wir fast nur im Nassen herumgekurvt sind. Um 9 Uhr machen wir uns auf den Weg. Die Übernachtung beim Mooserwirt war günstig und das Frühstück brauchbar.
Verglichen mit den anderen Alpentouren, die ich bis jetzt geamcht habe, hat der heutige Tag gleich mehrere Superlative zu bieten: der höchste Punkt (2900 m), die höchste Übernachtung (2875 m), die kürzeste Etappe (21 km) und der längste Fußmarsch (ewig).
Blick zurück auf Moos |
An einem Kiosk in Pfelders |
Aus Moos (1350 m) heraus geht ist erst noch eine Minute bergrunter - es wird die einzige 'Abfahrt' des heutigen Tages bleiben - dann beginnt der Anstieg durch das Pfelderer Tal. Auf einer Seitenstraße machen wir rasch Meter gut und weil es doch eine sehr kurze Etappe ist, genehmigen wir uns schon jetzt eine ausgiebige Pause in der Sonne. Etwa in der Hälfte der Strecke nach Pfelders müssen wir auf die Autostraße wechseln, wo uns zwei andere Biker überholen. Es herrscht reger Touristenverkehr, obwohl die Straße in Pfelders (1622 m) zu Ende ist. Dort füllen wir an einem Kiosk noch einmal unsere Trinkflaschen, bevor wir uns dem kommenden Anstieg stellen. Doch der bleibt zunächst aus.
Lazins |
Auf einer Fortstraße fahren wir zwischen vielen Wanderern fast ohne nennenswerte Steigungen weiter. Trotzdem falle ich ein Stück hinter den anderen beiden zurück. Kurze Zeit später treffe ich sie an einer Hütte wieder, bei einer Apfelsaftschorle. Irgendwie haben sie gedacht, dass es die Lazinser Alm wäre, nach der unser Schiebestück beginnen soll. Nach dem Blick in die Karte ist aber klar, dass wir erst in Lazins sind. Deshalb trinke ich nichts, rufe noch schnell in der Eisjöchlhütte an um eine Übernachtung zu reservieren und wir fahren weiter.
Nach der nächsten Biegung liegt dann die Lazinser Alm (1858 m) vor uns. Schon von weitem erkennen wir die Masse an Touristen, die dort herumsitzen. Hinter der Hütte beginnt ein Pfad, der sich in endlosen Serpentinen die Wand hinaufschlängelt. Obwohl es noch früh ist, essen wir an der Alm etwas zu Mittag, da es die letzte Möglichkeit ist. Während des Essens erkennen wir am Berg immer mal wieder die zwei Biker, die uns vor Pfelders überholt haben.
Irgendwann müssen auch wir endlich loslegen. Während wir auf den ersten Metern ab und zu probieren zu fahren, geben wir das schnell auf. Das ständige Auf- und Absteigen kostet mehr Zeit, als das Fahren einbringt. Zudem queren den Weg grausame Querrillen aus spitz nach oben stehenden Steinplatten, die wir immer wieder kunstvoll überwinden müssen. Bei einer Abfahrt wären es echte Reifenkiller.
Irgendwo, auf dem Weg zum Eisjöchl |
Aufstieg zum Eisjöchl, diesmal ich |
Immer noch auf dem Weg zum Eisjöchl |
Obwohl wir die ersten 400 hm die Fahrräder noch gemütlich schieben können, schlaucht uns die Hitze und wir müssen oft Pausen machen. Längst haben wir die eine Stunde überschritten, die in unserer Wegbeschreibung für die Schiebepassage angegeben ist. Über uns ist noch ist keine Spur von einer Hütte zu sehen, aber unter uns liegt ganz klein die Lazinser Alm.
Alexander und Felix schieben - Im Tal ist Pfelders zu sehen |
Immer den Blick nach oben gerichtet, auf der Suche nach unserer Unterkunft, wird der Weg nun richtig schlecht. Wir müssen über grobes Geröll steigen und die Fahrräder oft Schultern. Besonders für Alexander ist das ein großer Spaß, da das mit seinem Fully fast nicht möglich ist. Wir sind nicht die schnellsten und so nähert sich hinter uns ein junger Wanderer mit schwerem Gepäck. Der Mann ist echt witzig, er kommt uns immer wieder sehr nahe, hält dann aber mit hochrotem Kopf an und raucht erst mal eine Kippe. So geht das bestimmt eine Stunde lang, bis wir ihn etwas abgeschüttelt haben und nach einer kleinen Bergkuppe überhaupt nicht mehr sehen. Wir machen uns fast Sorgen um ihn.
Schneereste kurz vor dem Eisjöchl |
Die Luft ist mittlerweile sehr dünn und jeder Schritt anstrengend. Vor uns liegt ein total verfallenes Haus. Da man dieses auch vom Tal aus sehen kann, haben wir es fälschlicherweise zuerst für unsere Hütte gehalten. An dem kleinen Versorgungslift, der uns schon den gesamten Aufstieg begleitet, können wir aber gut erahnen, wo die richtige Hütte liegen muss. Viel Berg ist nicht mehr über uns, weit kann sie also nicht mehr sein.
Irgendwann sehen wir sie tatsächlich. Wie ein Schloss trohnt sie oben auf einem Felsen. Es ist nicht mehr weit. Allerdings ist es saukalt geworden, obwohl die Sonne noch scheint. Insgesamt haben wir bis hier oben nun 3½ h gebraucht, inklusive Pausen. Selbst ohne Pausen ist das immer noch mehr als das doppelte aus der Wegbeschreibung. Vertraut habe ich den Angaben zwar nie, aber dass sie so falsch sind, ist mehr als denkwürdig.
Blick auf Eisjöchl |
Rentiert hat sich der Aufwand jedenfalls. Selbst Alexander, der nie viel für Schiebepassagen übrig hat, meckert überhaupt nicht. Die Hütte und ihre Lage sind überwältigend. Ganze drei Monate ist hier geöffnet, die übrige Zeit herrscht Winter. Nach einem Kakao nehmen wir erst mal eine warme Dusche, die zwar teuer, aber absolut empfehlenswert ist. Das kalte Wasser kommt sonst fast gewürfelt aus der Leitung.
Blick vom Eisjöchl auf die Eisjöchlhütte |
Felix am Eisjöchl |
Blick ins Pfossental, unserer Abfahrt von morgen |
Danach gehen Felix und ich noch zu Fuss hinüber zum Eisjöchl (2905 m), um einen Blick ins nächste Tal zu werfen und uns die Abfahrt von Morgen anzusehen. Von dort haben wir einen wunderbaren Blick auf unsere Hütte. Da es sehr kalt ist, kehren wir bald zurück.