Freitag, 3. September 1999
Tag 9: Molvenosee - Gardasee
Kilometer: 88 km - Höhenmeter: 2200 hm - Schnitt: 15,3 km/h - Max: 60 km/h - Fahrzeit: 5¾ h
Lago die Tovel (1177 m) |
Schon beim Frühstück erfahren wir, dass die beiden anderen Biker nicht mehr zum Groste Pass wollen. Sie fahren jetzt wie wir weiter über die M.ga Termoncello und dann den direkten Weg nach Riva. Sie fahren kurz vor uns los.
Nachdem wir den See (1177 m) umrundet haben, fahren wir einige hundert Meter auf einem Forstweg hinauf. Kurz bevor dieser aufhört beginnt das letzte Schiebestück dieser Tour. Bei dem Tempo, dass wir vorlegen ist es auch gleichzeitig das anstrengenste. Der Pfad durch den Wald verläuft im rechten Winkel zu den Höhenlinien und ich weiß nie, ob ich das Rad schieben oder tragen soll. Der Schweiß rinnt. Angespornt werden wir noch durch die drei Radler mit dem verschrammten Typen, die offenbar auch hier hoch wollen und die wir hinter uns hören können.
Als wir oben an der M.ga Termoncelllo (1856 m) sind, bin ich total fertig. Diese Anstrengung ist die Brenta wirklich nicht wert. Erst das hässliche Skigebiet, dann 500 Meter hinunterschieben, der Sturz, eine Übernachtung zusätzlich und die Quälerei hier hinauf, das rentiert sich selbst für das schönste Gebirge nicht. Aber ich wollte die Brenta unbedingt mal sehen und sie war beeindruckend. Als Höhepunkt der Brentadurchquerung folgt nun die grausigste Abfahrt unserer gesamten Tour. Ein Forstweg aus großem losen Geröll und vielleicht 35% Gefälle, nicht mehr kontrolliert fahrbar. Ich probiere es ab und zu, bin aber froh, wenn mein Rad wieder zum Stehen kommt ohne dass ich mit einer Gerölllawine ins Tal schieße. Ca. 800 hm geht es so hinunter - was für eine Verschwendung - bis der Weg endlich besser wird und wir richtig fahren können. Es sieht mittlerweile schwer nach Regen aus.
Dann sind wir endlich in Campodenno (534 m), von wo aus wir über Sporminore nach Spormaggiore fahren. Es ist schon früher Nachmitag, aber wir finden in den wintzigen Örtchen auf der Strecke keine Gelegenheit, wo wir essen können. Die letzten Kilometer fallen mir schwer, der Hunger hat mich fest im Griff. Selbst im größeren Spormaggiore müssen wir eine ganze Weile suchen, bis wir ein Restaurant finden, wo wir etwas zu Essen bekommen. Während ich zwei Portionen Lasagne verputze, fängt es an zu regnen. So kurz vor dem Gardasee haben wir das auch noch nicht erlebt.
Ich versuche noch im Hotel in Riva anzurufen, in dem Alex schon vor unserer Tour für sich und seine Freundin ein Zimmer reserviert hat, um auch für Felix und mich noch eine Übernachtung zu bekommen. Aus den vergangenen zwei Jahren weiß ich, wie nervig es ist, abends in Riva noch nach einer Unterkunft zu suchen. Ich erreiche aber niemanden.
Wegen des Wetters wollen wir das Stück bis zum Lago di Molveno auf der Autostraße fahren und nicht, wie in der Route angegeben über eine Seitenstraße. Es geht nur leicht bergauf, aber ich falle weit zurück. Einmal ziehe ich die Regensachen an, um sie kurze Zeit später wieder auszuziehen. An einer Telefonzelle warten Alex und Felix auf mich und ich rufe noch einmal an. Jetzt erreiche ich endlich jemanden und wir können in dem Hotel ein Zimmer bekommen, allerdings nur im Keller. Nicht so toll, aber für eine Nacht ist das in Ordnung.
Während wir noch da stehen, kommen die zwei Biker aus der Albergo vom Lago di Tovel vorbei, mit denen wir gestern den Wein getrunken haben. Auch sie hatten mit der Abfahrt vorhin zu kämpfen. Es hat aufgehört zu regnen und wir fahren jetzt gemeinsam weiter. An Andalo (1041 m) vorbei umkurven wir den Lago di Molveno (845 m) und sind auf der leicht abschüssigen Straße so schnell, dass drei von uns fünf bei Nembia an einer Abzweigung vorbeisausen, an der wir eigentlich abbiegen wollten. Da ich aber sowieso nicht über Ranzo durch das Sacra Tal nach Riva fahren wollte, sondern über die 421 durch Ponte Arche und den Passo Ballino, fahren wir einfach auf der Straße weiter.
Pizzaessen in Riva |
Auf der weiteren Abfahrt über S.Lorenzo hinunter zur Sacra setzt wieder Regen ein und wir ziehen die Regenklamotten an. Er hört kurze Zeit später wieder auf. Das Stück von Ponte Arche bis Riva bin ich mit Alexander im letzten Jahr schon gefahren. Ich fand es ganz nett, den See von oben herunter anzufahren, weshalb ich dieses Mal ganz gerne wieder über diese Strecke fahren wollte. Obwohl ich weit hinter den anderen zurückhänge, zieht sich die Strecke nicht mehr so, wie im letzten Jahr. Allerdings habe ich ein ernsthaftes Versorgungsproblem. An einem Brunnen, den ich kenne, gibt es kein Wasser mehr. Nachdem mir von den anderen jemand versorgt hat, kann es weitergehen und wir kommen endlich im total bewölkten Riva an. Kühl ist es außerdem.
Felix und ich folgen Alexander zum Hotel, was weit außerhalb von Riva direkt am Monte Brione liegt. Dort beziehen wir unser Kellerloch, während sich die beiden anderen im Hotel nebenan einquartieren. Abends sitzen wir zu siebt (Alex' Freundin ist auch noch mit einer Freundin da) in einer Pizzeria am Glockenturm und feiern mit einigen Litern Rotwein ausgiebig die Zieleinfahrt.