Höhenprofil Tag 3
Freitag, 3. September 2004
Tag 3: Höhen und Tiefen einer Alpentour
Sur- Septimer Pass - Maloja Pass - St. Moritz - Passo del Bernina
Start: 9:30 Uhr - Stop: 19:00 Uhr - Kilometer: 69 km - Höhenmeter: +1900 hm / -1150 hm - Maximale Höhe: 2276 m (Septimer Pass) - Schnitt: 10,8 km/h - Max: 67,3 km/h - Fahrzeit: 6:25 h
Blick zurück auf den Mamorera-Stausee (1680m) |
Blick über den Mamorera-Stausee (1680m) in Richtung Septimer Pass |
Um 87 Franken ärmer beginnen wir mit der weiteren Auffahrt auf der Straße in Richtung Bivio und sind schnell wieder auf Temperatur. Es zeigt sich, dass die Übernachtungssuche gestern wirklich übereilt war. Immer wieder gibt es Pensionen am Straßenrand. Nach einigen Fotostopps haben lassen wir den schönen Mamorera-Stausee (1680 m) hinter uns und rollen in Bivio (1769 m) ein. Das erste Mal während der Tour befinden wir uns oberhalb der Baumgrenze.
Wir verlassen nun die Straße, die zum Julier Pass abzweigt, und folgen weiter dem Tal in Richtung Septimer Pass (2310 m). Flache Abschnitt wechseln mit steilen Passagen, die aber kein wirkliches Problem darstellen. In der mittlerweile eingespielten Reihenfolge, Mattthias, Christian, Alexander und dann ich, haben wir bald die Passhöhe erreicht. Wie zwei Bekloppte genießen Alexander und Matthias das erste Gipfelglück mit einer Runde Liegestütze. Wir treffen auch zum ersten Mal andere Mountainbiker, eine Sache die mir dieses Jahr ein bisschen fehlt. Abseits von den Hauptrouten aus den Bike-Zeitschrfiten ergibt sich abends selten mal die Möglichkeit mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln.
Auffahrt zum Septimer Pass (2310m) |
Auffahrt zum Septimer Pass (2310m) |
Ankunft am Septimer Pass (2310m) |
Matthias und Alexander freuen sich über den geschafften Pass |
Über die nun folgende Abfahrt habe ich im Vorfeld so viel gehört und gelesen, dass ich sehr gespannt bin. Der Weg ist ein alter Römerweg, stellenweise frisch instandgesetzt, der als Trail der brachialeren Art angesehen werden muss. Es ist schon reichlich Fahrtechnik nötig, um auf den Steinplatten und Kindskopf-großen Wacken nicht mit einer Rolle vorwärts über den Lenker zu sausen. Matthias nutzt die Gunst der Stunde und nimmt die erste Bodenprobe. Passiert ist zum Glück Nichts (mir war hier auch noch nicht bekannt, dass er ein absoluter Sturzprofi ist). An der bekannten Steinbrücke machen wir Filmpause und ich gebe alles, um das Ding fahrend zu überwinden.
Blick vom Septimer Pass (2310m) Richtung Süden |
Abfahrt vom Septimer Pass |
Abfahrt vom Septimer Pass |
Wiederaufgebaute Brücke bei der Abfahrt vom Septimer Pass |
Mittagspause am Supermarkt am Malojapass (1815m) |
In Casaccia (1458 m) versuchen wir erfolglos etwas zum Essen zu finden. Das heißt, Powerbar rein und vor dem Mittagessen die Straße zum Malojapass (1815 m) hinaufprügeln. Wie Darmschlingen ziehen sich die Kehren der Teerstraße das Talende hinauf. An sich sehr beeindruckend, doch die Aussicht auf etwas Essbares lässt insbesondere Matthias zum Pantani werden und keinen Raum für emotionale Empfindungen. Es ist zwar viel Verkehr, doch der stört kaum, da eine Baustelle und die vielen Kehren die Geschwindigkeit stark runterbremsen. Ein Stück hinter der Passhöhe, die den Eingang ins Oberengadin darstellt, stürmen wir einen Supermarkt und picknicken gemütlich auf dem Bürgersteig.
Die weitere Strecke nach St.Moritz (1822 m) führt an zwei wunderschön gelegenen großen Seen vorbei. Diese sollten auf jeden Fall abseits der Straße am rechten Ufer umfahren werden. Dort gibt es eine ausgeschilderte Bikeroute, die teilweise über schöne Trailabschnitte führt, die allerdings auch von Wanderern übersäht sind. Kein Wunder, denn es ist wirklich traumhaft, bei dem schönen Wetter fast schon kitschig. In St.Moritz-Bad folgen wir nach einigem Kartenstudium der Bikeroute nach Pontresina (1805 m).
Diesen Ort wird auch Alexander nie vergessen (obwohl er sonst so seine Schwiergikeiten hat, sich unsere Routen zu merken), denn nun nimmt das dunkelste Kapitel all unserer Alpenüberquerungen seinen Lauf. Auf dem beginnenden Radweg nach Morteratsch kann ich Alexander an einem Anstieg überholen. Etwas verunsichert warte ich wenig später auf ihn, doch er kommt nicht. Sorgenvoll rolle ich den Weg zurück und finde ihn am Wegesrand sitzend, wo er mit starker Übelkeit kämpft. Es sieht nicht gut aus. Zwei Radfahrern gebe ich die Nachricht auf den Weg, Matthias und Christian Bescheid zu geben, wenn sie diese weiter oben treffen. Da Alex die Übelkeit auch zu Hause schon erlebt hat, ist die Sorge groß, dass so etwas wieder auftreten kann. Da die Ursache nicht bekannt ist, erscheint ihm ein Tourabbruch am vernünftigsten. Wir haben diese Situation vorher zwar nie besprochen, aber es ist klar, dass er sich nun alleine durchschlagen muss und wir anderen drei trotzdem noch zum reservierten Tagesziel weiterfahren, um nicht die gesamte Tour für alle zu gefährden. Den Vorschlag mit der Bernina-Bahn hinauf zur Übernachtung zu fahren, lehnt Alexander ab, es hätte auch nicht wirklich Sinn gemacht, außer den Abend noch gemeinsam verbringen zu können und den Abschied noch schwerer zu machen. Als auch die anderen beiden wieder bei uns sind, verabschiedeten wir uns wirklich schweren Herzens von ihm, um unser Tagesziel anzusteuern.
Blick auf Piz Bernina (4049m) und Piz Palü (3905m) |
Lago Bianco (2234m) am Passo Bernina in der Abenddämmerung |
Während Alex sein Rad in Richtung Pontresina schiebt, folgen wir weiter der Bikepiste nach Morterratsch (1896 m), wo wir die Bikes ein kurzes Stück schieben und kurz darauf auf der Passstraße landen. Ich hatte mit Christian besprochen, dass wir die letzten Meter zum Passo Bernina (2328 m) das Val Minor nehmen können. Doch war schon beim langwierigen Abschied von Alexander klar, dass das zeitlich nicht mehr klappen würde. Da ich ziemlich platt bin, kommt für mich ohnehin nur die Straße in Frage. Zum Glück schließen sich mir auch die anderen beiden an, denn sie hätten das Bernina Hospitz über den zusätzlichen Schlenker nicht mehr im Hellen erreichen können. So erklimmen wir die letzten 200 hm auf der Straße und trudeln mit beginnender Dämmerung im Hopsitz Bernina ein.
Übernachtung im Ospizio Bernina (2328m) |
Es ist etwas bewölkt an diesem Abend. Landschaftlich habe ich mir den Bernina Pass interessanter vorgestellt. Wir haben zwar Blick auf den Gletscher Vadret da Camprena, doch wirkt die ganze Gegend durch die Straße und die Bahnlinie nicht besonders hochalpin. Trotzdem sind die roten Züge, die sich hier hinaufquälen, natürlich sehr beeindruckend. Im Hospitz hängen über 100 Jahre alte Fotos, die ich interessiert studiere. Die Unterkunft ist super. Freundliche Bewirtung und angenehme Atmosphäre. Der Abend fällt aber sehr gedämpft aus, denn der Verlust von Alex ist einfach zu präsent.