Höhenprofil Tag 7
Dienstag, 7. September 2004
Tag 7: Entlang der Brenta
Pejo - Dimaro - Madonna di Campiglio - Passo Bregn de l'Ors - Ragoli - Bondo
Start: 8:45 Uhr - Stop: 18:30 Uhr - Kilometer: 86 km - Höhenmeter: +1950 hm / -2500 hm - Maximale Höhe: 1840 m (Passo Bregn de l'Ors) Schnitt: 12,8 km/h - Max: 52,5 km/h - Fahrzeit: 6:45 h
Wir haben bereits seit einigen Tagen darüber gesprochen, das ursprüngliche geplante Tourende durch das Val Lomasone zu kippen und statt dessen einen würdigeren Abschluss über den Tremalzo zu fahren. Wir sind uns alle einig, deshalb heute so weit wie möglich zu fahren. Die anvisierte Übernachtung in der Rifugio Gedhina hat uns eh nicht besonders angemacht, da sie sehr teuer sein soll. Um zügig voranzukommen, rollen wir einfach die Straße hinunter nach Ossana und weiter bis Dimaro (766 m). Das Tal hat hier auch nicht viel zu bieten. In Dimaro beginnt der erste große Anstieg für heute. Wir stoppen deshalb erst mal an einem Supermarkt um das Frühstück etwas zu strecken. Christian hat sich bei der gestrigen Kamikaze-Abfahrt einen Mantel aufgeschlitzt. Da trifft es sich gut, dass direkt gegenüber des Supermarkts ein Bike-Geschäft ist.
Auffahrt durchs Val Meledrio von Dimaro nach Madonna |
Riesenpizza in Madonna di Campiglio (1522m) |
Gestärkt und neu bereift machen wir uns an die Auffahrt. Ich fahre diese Strecke bereits zum dritten Mal, deshalb ist es ein reines Pflichtprogramm. Mal steil, mal flach zieht sich der ausgeschilderte Weg sehr idyllisch durch den Wald das Val Meledrio hinauf bis Madonna di Campiglio (1522 m). Man glaubt gar nicht, dass dieses Stück 1000 hm ausmacht. Madonna ist durch den vor wenigen Jahren fertiggestellten Umgehungstunnel zum Glück endlich vom Verkehr befreit und ein richtig nettes Skiörtchen. Das nötige Kleingeld sollte aber nicht fehlen. Wir steuern auf direktem Wege eine Pizzeria an und vertilgen auf der Terasse drei Wagenrad große Pizzen.
An der Rifugio Cascata di Mezzo |
Die Wasserfälle Cascata di Mezzo |
Blick in das Val Brenta |
Danach geht es ohne Steigung auf einem Teersträßchen zur Rifugio Cascata di Mezzo am Fuße der gleichnamigen Wasserfälle. Auch hier hätten wir gemütlich Mittag machen können. Über einen kurzen Trail geht es weiter zur Malga Brenta, wo wir einen atemberaubenden Blick durch das Val Brenta auf die zerklüfteten Brentaspitzen haben. Noch ein kurzes Stück hinunter auf 1200 m und wir biegen ins Val d'Agola ein. Die Auffahrt zum Lago di Val d'Agola (1595 m) muss ich alleine bewältigen, da die beiden Berggämse davonflüchten. Diese Strecke zieht sich nun gewaltig und will überhaupt kein Ende nehmen. Zu sehen gibt es vor lauter Bäumen auch nichts. Wichtig ist, genug zum Trinken dabei zu haben, denn es gibt bis zum See kein Wasser außer einem Bach, der über weite Strecken scheinbar ausgetrocknet unterirdisch fließt. Diese Tatsache ist mir vor ein paar Jahren schon einmal unangenehm aufgefallen. Kurz vor dem See warten Matthias und Christian auf mich. Sie wussten nicht, dass es nur noch zwei Minuten bis dorthin sind. Nun haben wir wieder freien Blick auf die Berge.
Auffahrt zum Lago di Val d'Agola |
Am Lago di Val d'Agola (1595m) |
Hinter dem See beginnt ein Schiebestück über den ruppigen Wanderweg 324. Diesem kann man durchaus bis ins Val di Nardis folgen, wie ich es 1998 gemacht habe, bevor eine Querverbindung hinüber zum Bärenpass Bregn de l'Ors (1836 m) führt. Dort kann man in schöner Einsamkeit richtiges Brenta-Gefühl erleben. Wir riskieren allerdings eine direktere Verbindung zum Pass, die in meiner Karte nicht mal eingezeichnet ist. In Erwartung übelster Tragepassagen sind wir sehr überrascht, wie schnell und einfach wir oben ankommen.
Passo Bregn de l'Ors, im Hintegrund die Brenta |
Blick in Richtung Gardasee |
Der Bregn de l'Ors ist nicht der kräftesparenste Weg zum Gardasee, denn er lässt sich ganz einfach durch das Tal umfahren. Trotzdem ist er jedem zu empfehlen, denn er erspart viel Hauptstraße und die Aussicht auf die umliegenden Gebirgsgruppen ist einfach klasse. Man kann auch den Gardasee schon erahnen. Es wäre durchaus möglich schon heute in Riva einzurollen, aber daran denken wir nicht einmal. Was jetzt folgt ist eine der längsten Abfahrten, die mir in den Alpen bekannt ist. Es geht über 1200 m hinunter, zunächst auf Schotter, später auf Teer. Es gibt zwar anfangs auch einen Trail, doch wir wollen entspannen und surfen den Schotterweg hinunter. Ein Problem meinerseits sind die anfälligen Conti Explorer Reifen, wegen denen ich mich kaum traue, den Weg mit einem angemessenen Tempo zu fahren. Blöd für Christian, der immer wieder warten muss, da er als Herrscher über unsere einzige Luftpumpe nicht zu weit vorraus fahren darf. Auf Teer lege dann auch ich einen Zahn zu. Wir fliegen an der Rifugio Gedhina vorbei und kommen erst wieder bei 600 m zum Halten. Die Räder sehen blitzblank aus, die Schotterpiste hat sämtlichen Dreck heruntergeschüttelt.
Nach einem kurzen Picknick am nächsten Dorfbrunnen führt die Strecke über Ragoli und Preore über die Sarca (510 m) Richtung Tione di Trento, welches wir zum Glück umfahren können. Bei Bolbeno beginnt nämlich eine kaum befahrene Seitenstraße, aber leider führt sie steiler hinauf, als ich erwartet habe. Sämtliche bis Roncone heute noch möglichen Höhenmeter erreichen uns hier auf dem kürzestem Weg. Lange geht es heute nicht mehr, denn die Sonne steht schon sehr tief und die Kräfte lassen mächtig nach. Dann kommen auch noch ein paar Wegfindungsprobleme dazu und wir sind heilfroh in Bondo (827 m) endlich wieder in einem Ort anzukommen. Sehr touristisch sieht es nicht aus, also doch noch weiterfahren? Sogar Matthias sieht platt aus.
Mir bleibt keine Zeit lange zu Überlegen, denn ich habe es schon wieder geschafft, der nächste Platten. Wo ich mir den eingefangen habe, bleibt schleierhaft. Ziemlich genervt beginne ich das übliche Schlauchwechselspielchen. Auch wenn ich in diesem Bericht nicht jeden Platten erwähnt habe, ich bin bei dieser Tour fast jeden Abend am Schlauchflicken gewesen. Matthias stärkt sich währenddessen in einem Supermarkt und fährt anschließend den Ort ab um nach einer Übernachtung zu suchen. Erfolglos kehrt er zu uns zurück. Also quälen wir uns wieder auf die Räder und fahren weiter. Am Ortsausgang erblicken wir doch noch ein ganz ansprechend wirkendes Hotel und stoppen sofort. Es scheint, dass wir die einzigen Gäste sind und die Besitzer etwas überrascht haben, aber wir bekommen eine Übernachtung. Da im gesamten Bondo kein einzige Lokal ist, spazieren wir zum Abendessen in das nahe gelegene Breguzzo, natürlich in eine Pizzeria. Ich kann zwar langsam keine Pizza mehr sehen, aber rein damit. Matthias und Christian zischeln ihr übliches Bierchen, ich den obligatorischen Rotwein. Alle freuen sich bereits auf die morgige Ankunft am Gardasee.