Höhenprofil Tag 4
Mittwoch, 28. Juli 2010
Tag 4: Dem Tod auf der Spur
Maljasset - Ponte du Châtelet - Fouillouse - Col du Vallonnet - Col de Mallemort - Larche - Colle della Maddalena - Sambuco
Start: 08:30 Uhr - Stop: 17:30 Uhr - Kilometer: 56 km - Höhenmeter: +1575 hm / -2225 hm - Maximale Höhe: 2558 m - Schnitt: 10,2 km/h - Max: 65 km/h - Fahrzeit: 5½h (+½h) - Temperatur: 10 - 33 C°
Gite Auberge La Cure in Maljasset |
Ubayetal am Morgen |
Am Morgen sieht die Lage schon wieder besser aus. Die Übernachtung war gut und wir haben endlich Zeit das herrliche Ubayetal zu genießen. Auf einem kleinen Sträßchen folgen wir dem Tal abwärts. Die Sonne scheint wie in den vergangenen Tagen, aber im Schatten ist es heute verdammt frisch. An der spektakulären Ponte du Châtelet (1580 m) verlassen wir das Ubaye und kurbeln wieder aufwärts nach Fouillouse (1886 m). Trotz der frühen Stunde herrscht auf der Straße bereits reger Touriverkehr. Im kleinen Ort Fouillouse existiert keine Einkaufsmöglichkeit, wie üblich in der ganzen Gegend. Da der Rucksack auch leer ist – seit Abriès hatten wir kein Geschäft mehr – bleibt nur eine kleine Einkehr. Die gebackenen Baguettes sind leider kein Festessen, sondern bestehen zu 95% aus trockenem Weißbrot.
Gr. Serenne im Ubayatal |
Ponte du Châtelet (1580m) |
Blick zur Ponte du Châtelet |
An dieser Stelle mal etwas Hintergrundinformation zur Route. Es gibt im Piemont südlich des Monte Viso drei große Täler, die die Alpen in Richtung Osten entwässern, das Valle Varaita, das Valle Maira und das Valle Stura. Nur das Valle Stura ist via Colle della Maddelena durch eine Passstraße mit Frankreich verbunden. Es gibt in meinen Augen zwei sinnvolle Wege durch diese drei Täler. Ein östlicher, der via Passo Vallante direkt am Fuße des Mon Viso vorbei und über Colle di Sampeire, Vernetti und Rocca Brancia ins Stura führt. Diesen Weg hatte in Teilen das Mountainbike-Magazin vorgeschlagen. Die zweite westlichere Route ist unsere durch das Ubayetal. Das heißt, dass ich mindestens noch einmal hierher in die Cottischen Alpen kommen muss, um die andere Variante zu fahren.
Frühstückspause in Fouillouse (1886m) |
Zum Col du Vallonnet (2524m) |
Letzte 300hm zum Col du Vallonnet (2524m) |
Hinter Fouillouse wird die Piste rauher und bietet einige nette Rampen. Sie ist nicht völlig unfahrbar, aber das ist bei dem losen Untergrund etwas sinnfrei. So schieben wir einige Abschnitte. In Richtung Talende lässt sich bereits der Col du Vallonnet (2524 m) erkennen. Der Weg wechselt alsbald zum Trail, dem wir noch kurz folgen können. Dann ist erst mal Schluss mit biken. Wir sind nicht alleine, denn zahlreiche Wanderer sind ebenfalls unterwegs zum Col. Heute sehen wir auch erstmalig andere Mountainbiker, die uns entgegenkommen. Im Talschluss warten 300 hm auf unsere Packeseldienste. Die paar Höhenmeter sind im Vergleich zu den vergangenen Tragestücken aber höchstens eine kleine Übung.
Blick zurück nach Fouillouse |
Blick zum Mont Sautron (3166m) |
Am Col du Vallonnet (2524m) |
Am Col du Vallonnet (2524 m) ist einiges los. Soviel Betrieb hatte ich hier nicht erwartet, erscheint die Gegend auf der Karte doch etwas abseits. Wir machen eine Pause und nutzen die Zeit für ein paar Gespräche mit den Wanderern. Wie ein Beobachter thront der Mont Sautron (3166 m) über der Gegend. Er wird uns auch noch etwas länger begleiten. Ohne die nette Wanderer-Gesellschaft könnte man sich sehr verlassen vorkommen. In der wilden Landschaft hat man nicht das Gefühl in der Nähe irgendwelcher bewohnten Orte zu sein.
Trail am Col du Vallonnet |
Am Col de Mallemort (2558m) |
Kaserne am Col de Mallemort (2558m) |
Ein kurzer schöner Trail führt wieder ein Stück hinunter, bevor der Aufstieg zum Col de Mallemort (2558 m) beginnt. Am einfachsten ist es vermutlich, auf dem Trail hinunter zu fahren bis zum Schotterweg, den man schon von weitem sieht. Man kann aber sicher auch ein Stück über die Wiese abkürzen. Der erkennbare Trail links am Hang entlang sieht dagegen unfahrbar aus, auch wenn man dort einige Höhenmeter sparen würde. Wahrscheinlich bleibt der Zeitaufwand derselbe. Wir müssen jedenfalls gute 300 hm wieder hinauf kurbeln. Der Weg ist aber gut fahrbar und kleines Gerippe am Wegesrand deutet bereits auf den Namen des kommenden Übergangs hin. Kurz vor dem Pass erreichen wir eine verfallene Kaserne, die mal eine stattliche Größe hatte. Dazu passend thront hoch oben auf dem Tete de Viraysse (2772 m) eine alte Batterie.
Trailabfahrt vom Col de Mallemort |
Trail nach Larche (1680m) |
Auch wenn mir der Besuch der Batterie empfohlen wurden, verspürt keiner den Drang, dort hinauf zu klettern. Ich reserviere noch telefonisch eine Bleibe in der Osteria in Sambuco und wir beginnen mit der Abfahrt. Nach Internetberichten (Stuntzi) ein genialer Trail bis ins Tal nach Larche (1680 m), also fast 1000 hm. Der obere Teil sieht auch schon sehr vielversprechend aus. Und in der Tat ist der Weg für uns perfekt zu fahren. Über Wiesen geht es trailig nach unten. Optisch wirkt das Tal gar nicht so weit weg, aber das täuscht. Es geht tief hinab. Weiter unten wird die Abfahrt schwieriger und ausgesetzter und erfordert mal den einen oder anderen Fuß am Boden. Marc nimmt dabei eine Bodenprobe, hat aber dank seiner Protektoren keine nennenswerten Defekte. Nach einer Ewigkeit haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Ein Holy-Trail war es dennoch nicht, dazu fehlte ein bisschen das alpine Erlebnis. Außerdem ist die Messlatte seit dem Col Malrif am zweiten Tag sehr hoch. Dies soll nicht täsuchen, denn die Länge der Trailabfahrten in den Westalpen ist nach dem, was wir bisher erlebt haben, generell kaum mit den Ostalpen zu vergleichen. Das gilt auch bei dieser Abfahrt.
Lago d. Maddalena (1974m) |
In Larche (1680 m) fassen wir Wasser und schöpfen noch etwas Kraft. Vor uns liegen etwa 300 hm Passstraße zum Colle della Maddelena (1996 m). Dank geringem Verkehr ist dies aber kein Problem. Erst bei der Abfahrt ins Val Stura merken wir, dass doch ganz schön viele LKWs auf der Strecke unterwegs sind. Da hatten wir bergauf wohl einfach Glück. Bergrunter ist das weniger störend, da wir mit dem Strom mitschwimmen können. Ab Argentera ist das Gefälle dann aber so gering, dass wir zurückfallen und zu normalen Radfahrern mutieren. Die Kräfte sind ebenfalls aufgebraucht, was ohne Mittagessen kaum verwundert. Mit letzter Kraft treten wir den finalen kurzen Anstieg nach Sambuco (1184 m), das zum Glück etwas abseits der Passstraße liegt.
Wir können auch drei große Kreuze machen, dass wir dank des guten Wetters die letzten beiden Etappen gegenüber meiner Planung verlängert haben. Wenn wir heute an der Réf. de la Blanche gestartet wären statt in Maljasset, wäre das ein ganz harter Ritt geworden, und eigentlich nicht zu schaffen. Dazu erfordert das Ubaye zu viel Zeit, auch ohne die harte Klettereinlage. So sind wir um 17:30 Uhr endlich mal etwas früher am Ziel, vielleicht zu früh. Abendessen gibt es in der Osteria della Pace erst ab 19 Uhr. Genug Zeit zum Duschen und Wäsche waschen (was freundlicherweise von der Wirtin übernommen wird), aber eine lange Zeit für unsere hungrigen Mägen. Das Lager teilen wir uns zusammen mit zwei Mädels, die eine mehrtägige Wanderung in dieser Gegend machen. Das stelle ich mir nun weniger interessant vor. Durch die südliche Lage ist die Baumgrenze sehr hoch und so findet man vor allem viele grüne Täler, die nur dürftig bewohnt sind. Abwanderung ist ein ganz großes Problem. Keine Ahnung, warum man hier wandern sollte. Uns kann es egal sein, denn es gibt endlich Abendessen.