Höhenprofil Tag 7
Donnerstag, 16. Juli 2015
Tag 4: Ins Valle Maira
Sampeyre - Colle di Sampeyre - Bassura - Palent - Vernetti
Start: 09:00 Uhr - Stop: 18:00 Uhr - Kilometer: 57 km - Höhenmeter: +1700 hm / -1725 hm - Maximale Höhe: 2284 m
Colle S. Giovanni |
Die Unterkunft in Sampeyre (971 m) hat keinen besonders erwähnenswerten Eindruck hinterlassen. Es ist einfach ein ordentliches italienisches Hotel, nicht mehr und nicht weniger. Wir wollen heute ins nächste große Tal gelangen, das Valle Màira. Dazu müssen wir nur über den nächsten Bergkamm. Dort gibt es den Colle di Sampeyre (2284 m), einem kleinen Straßenpass, der direkt am Ort abzweigt. Bereits am Morgen hängt eine Wolkendecke auf ca. 2000 m, in die wir bald eintauchen. Noch sind die Wolken bescheiden. Vor dem Pass lichtet sich der Himmel also wieder und gibt die Sicht frei. Am Colle können wir deshalb weit in Richtung Süden schauen und schon einen Ausblick auf morgen wagen. Die 1300 m lange Auffahrt war zwar einfach, hat aber immerhin 3 Stunden gedauert. So ausgedehnte Sattelzeiten ohne Schieben oder Tragen sind wir nicht gewohnt. Der Hintern macht sich deshalb das erste Mal mit Sitzblockaden bemerkbar.
Bassura-Trail (1) |
Bassura-Trail (2) |
Mittagspause in Bassura |
Nach einer Essenspause rollen wir ein Stück die Straße weiter, biegen dann aber auf einen Trail ab, der uns hoch über der Elva-Schlucht insgesamt 900 hm bis in den Talgrund des Val Màira nach Bassura (927 m) führt. Der Weg schneidet immer wieder die Straße, ist gut zu fahren und bietet viel Abwechslung. Kehren, steinige Stellen, Wiesen, es wird viel geboten. Großartig!
Vor dem nächsten Anstieg braucht's nun ein wenig Verpflegung. Einen Supermarkt gibt es in Bassura zwar nicht, aber wir finden ein hübsches Lokal. Dort sind wir die einzigen Gäste und die Pasta schmeckt vorzüglich.
Das Tagesziel ist heute Vernetti. Über die Straße fast nur ein Katzensprung. Der sorgfältig geplante Track führt allerdings nicht direkt dorthin, sondern macht einen Schlenker über das höher gelegene Palent, inklusive abschließendem Trail. Klingt zwar toll, ist es aber nicht. Zunächst fahren wir noch ein kurzes Stück das Valle Màira hinunter bis Bedale (sollte das nicht Pedale heißen?), um von dort über eine übelst steile Asphaltstraße hoch nach Colletto (1420 m) zu gelangen. Es ist extrem heiß, Wasser zum Nachfüllen gibt es an der Straße nicht. Es ist wirklich eine ziemliche Qual. Der Hintern grüßt nun auch schon deutlicher. Der Brunnen in Colletto rettet uns endlich vor dem drohenden Hitzekollaps.
Ein paar Meter weiter in Palent (1463 m) ist die Straße dann zu Ende. Wir fahren oberhalb um das Örtchen herum, um Konflikte zu vermeiden, und haben bald den höchsten Punkt erreicht. Ein schöner Pfad führt nun flach durch den Wald und ich sehe uns schon gleich in Vernetti (1223 m) einrollen. Kustepuchen! Ein paar Rampen übelster Sorte erfordern alle Kräfte beim Räder Stoßen. Als das endlich überstanden ist, rollt der Weg zwar meistens hübsch am Hang entlang, Wurzeln oder kleine Gegenanstiege holen uns aber ständig vom Rad. Flow kommt da keiner auf. Die Zeit rennt nur so dahin. Die letzten Meter bis zur Unterkunft ginge es Berg runter sicher wieder besser, aber ich lotse uns einfach die Straße hinunter, um dem Elend ein Ende zu bereiten.
Ceaglio in Vernetti (1) |
Als wir ins Ceaglio einrollen, steigt die Laune zum Glück direkt wieder an. Wir werden sehr freundlich von einem Schweizer empfangen, der hier sozusagen zur Einrichtung gehört. Und schön geschäftstüchtig ist er auch. Erst mal was trinken? Klar. Wäschewaschen? Super. Am Ende steht auch alles einzeln auf der Rechnung. Aber was soll's. Das Ceaglio ist auch ohne die Extras unsere teuerste Unterkunft, aber ich bereue keinen Cent. Im Prinzip haben kreative Menschen einen alten vom aussterben bedrohten kleinen Ort vor der Bedeutungslosigkeit bewahrt. Fast die Hälfte der Häuser ist mittlerweile ins Ceaglio integriert. Schön renoviert und als Unterkunft zurechtgemacht. Ein richtiges kleines Loft. Im Innenhof stehen zahlreiche Tische und Liegestühle, ein Brunnen sprudelt. Sehr gemütlich. Die Aussicht ist durch die etwas erhöhte Lage ebenfalls phantastisch. Hier kann man locker ein paar Tage entspannen, wenn man dabei nicht so aufs Geld guckt. An einem der Tische nehmen wir auch das Abendbüffet in Empfang: Antipasti, Primi Platti, Secondi Platti, Dessert, es nimmt gar kein Ende. Wir sind zum Platzen gefüllt. Ich möchte mal wissen, welcher normale Mensch (der nicht 2000 hm pro Tag kurbelt) diese Mengen essen kann. Bei uns passt es gerade so rein. Ich komme auch in den Genuss, dass erste Mal Wachteln zu speisen. Viel ist aber nicht dran an den Viechern. Der Tag geht wirklich traumhaft zu Ende. Vergessen ist der Palentschlenker. Trotzdem kann ich diese Variante überhaupt nicht empfehlen. Besser der direkte Weg über die Straße.