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Höhenprofil Tag 4
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Samstag, 18. Juli 2015

Tag 6: Gewitter an der Bassa di Druos

Sambuco - Colle della Lombarda - Isola 2000 - Bassa di Druos - Valdieri/Entracque Streckenbeschreibung

Start: 09:00 Uhr - Stop: 20:00 Uhr - Kilometer: 76 km - Höhenmeter: +2175 hm / -2450 hm - Maximale Höhe: 2628 m - Fahrzeit: 8:00 h

Start am Morgen, hinten Sambuco
Start am Morgen, hinten Sambuco
Castello von Vinadio
Castello von Vinadio

Auf einer Schotterpiste rollen wir das Valle Stura hinunter bis Pratulungo (899 m). Hier beginnt der lange Schlauch zum Colle della Lombardia (2475 m). Da es uns am Morgen aber nicht gelungen ist, den Rucksack in Sambuco mit frischen Lebensmitteln zu füllen, machen wir noch einen kleinen Schlenker nach Vinadio. Dort habe ich schon einmal Proviant eingekauft, was auch heute wieder funktioniert. Auf der Straße zum Lombardia findet lustigerweise ein semiprofessionelles Rennen statt. Hunderte von Rennradfahrern keuchen zusammen mit uns den Berg hinauf. Beim Tempo hängen wir zwar etwas hinterher, aber unsere Verpflegung findet teils glückliche Abnehmer. Leider ist die Straße nicht für den motorisierten Verkehr gesperrt und doch oder gerade wegen des Rennens sehr viel Verkehr. Zahlreiche Brunnen säumen den Weg und machen den Pass zur idealen Radlstrecke.

Auffahrt Colle della Lombarda, hinten St. Anna die Vinadio
Auffahrt Colle della Lombarda, hinten St. Anna die Vinadio
Auffahrt Colle della Lombarda
Auffahrt Colle della Lombarda

Das Rennen führt hinauf nach S. Anna di Vinadio (2010 m), dem höchsten Bergkloster Europas. Dort wollen wir nicht hin. Wenige Meter unterhalb zweigt die Straße zum Lombardia ab. Mit einem Schlag sind wir die Rennradler und den Verkehr los. Es gäbe sogar eine Möglichkeit Offroad ganz nach oben zu fahren, aber der Weg ist so schottrig, dass wir gerne weiter auf der Straße bleiben. Mir geht ein paar Kilometer vor dem Ziel ohnehin etwas die Puste aus. Die Hitze und die stundenlange Auffahrt haben zu viel Kraft gekostet. Dazu kommt, dass ich so viel wie möglich im Wiegetritt unterwegs bin, weil Sitzen nur noch unter Schmerzen möglich ist. Wann kommt endlich eine Schiebestrecke?

Colle della Lombarda
Colle della Lombarda

Am Pass steht eine kleine Imbissbude, die für das heutige Mittagessen herhalten muss. Irgendwo müssen ja ein paar Kalorien her. Dann geht es auf der Straße runter in das Skidorf Isola 2000 und wir sind für eine ganz kurze Zeit noch einmal in Frankreich. Dank GPS-Track ist die Navigation einfach und das Skigebiet trotz zahlreicher Wege leicht zu durchqueren. Endlich können wir auch mal wieder vom Sattel steigen und das Rad neben uns führen. Oberhalb des Skigebiets landen die Räder sogar auf dem Buckel. Steinig und verblockt führt der Pfad zu den Lacs de Terres Rouges und weiter bis zur Bassa Druos (2628 m). Wegen zweifelhafter Berichte hatte ich den Pass 2010 bewusst ausgelassen. Mittlerweile sind selbst knifflige Pässe kein Hindernis mehr und irgendwann muss ja mal ein Haken dran.

Zur Bassa del Druos
Zur Bassa del Druos
Bassa del Druos
Bassa del Druos

Der Fußmarsch zieht sich ein bisschen. Teilweise machen wir bei viel Strecke nur wenige Höhenmeter gut. Zum Glück muss ich nicht noch einmal auf den Sattel steigen. Felix sieht das sicher ähnlich. So können wir in Ruhe die zerklüftete Landschaft bewundern. Unzufrieden macht jetzt das Wetter. Es ist innerhalb kürzester Zeit total zugezogen, schwarze Wolken ziehen über die Gipfel um uns herum. Kurz vor der Bassa Druos rummst es dann zum ersten Mal. Gewitter! Es gibt kaum etwas, vor dem ich in den Bergen größeren Respekt habe, vor allem in dieser Höhe. Umkehren würde den Weg hinunter kaum beschleunigen, deshalb gebe ich Gas, um die letzten 100 hm hinter mich zu bringen. Während ich oben noch auf den Rest des Teams warte beginnt es zu Regnen. Rumms. Das Gewitter kommt näher. Unangenehm.

Bassa del Druos
Bassa del Druos
Flucht in die Kaserne
Flucht in die Kaserne

Im Talkessel hinter der Bassa Druos kann man von oben eine alte Kaserne sehen. Die knapp 300 m sind zum Glück schnell bewältigt und so haben wir keine 10 Min. später ein schützendes Dach über dem Kopf. Fast 1 Stunde harren wir aus, bis der Regen nachlässt und das Gewitter etwas weiter gezogen ist. Wenn wir noch länger gewartet hätten, hätten wir die weitere Abfahrt irgendwann in der Finsternis machen müssen. Ich befürchtete sowieso, dass der steinige und ausgewaschene Karrenweg bei Nässe eine Schlitterpartie wird. Dies bewahrheitet sich allerdings nicht. Es ist zwar eine fiese Hoppelstrecke, aber die Nässe stört kaum. So sehen wir zu, dass wir Land gewinnen, das heißt: tiefer kommen.

Die Abfahrt geht wirklich ganz gut ... und sie ist verdammt lange. Es geht durch einen Tunnel, durch Geröllfelder und in den Wald hinein. Erst in Terme di Valdieri (1368 m) haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Ich kenne Stimmen, die die Abfahrt als übelste Rüttelstrecke schildern. Naja, ganz so schlimm ist es nicht. Um die Bassa Druos bei gutem Wetter zu sehen, würde ich auch noch mal hoch. Nur den Aufstieg durch das Skigebiet könnte man sich sparen.

Da es immer noch ordentlich regnet und für heute noch keine Übernachtung klar ist, könnten wir in der Albergo in Terme di Valdieri bleiben. Diese Albergo verlasse ich allerdings direkt wieder im Rückwärtsgang. Extrem ungemütlich, seltsame Gestalten und ein übler Essensgeruch. Trotz der nun folgenden Probleme, bereue ich nicht, dass wir weitergefahren sind. Da hätte ich mich äußerst unwohl gefühlt.

Im Regen und dämmrigen Licht schießen wir die Straße hinunter. Auf der Strecke ergibt sich nichts mehr. Erst 15 km später in Valdieri (774 m) habe ich eine Adresse und finde dort auch eine Telefonnummer. So stehen wir vor der Villa Marsiglia und warten auf die Vermieterin. Doch die hat andere Gäste erwartet. Eine andere Unterkunft gibt es nicht im Ort. Sie kümmert sich aber wirklich rührend um uns, telefoniert herum und ergattert im 5 km entfernten Entraque (904 m) ein Hotel. Also im Halbdunkel noch mal über einen Radlweg etwas den Berg hinauf, beziehen wir um 20:45 endlich ein Quartier für die Nacht. Zum Essen bleibt nun nur noch die Pizzeria oberhalb des Ortes. Nicht die schlechteste Wahl! Alles in Allem nimmt der Tag ein glückliches Ende. Ich bin sowieso erstaunt, dass trotz der schwierigen Übernachtungssuche keiner unruhig geworden zu sein scheint. Gottvertrauen in den Guide? Es war auch etwas Pech, dass am einzigen Tag, an dem ich keine Übernachtung vorab klar machen konnte, erstens Wochenende ist und zweitens ein Gewitter durchzog. Der Regen hat mittlerweile übrigens aufgehört.

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