Höhenprofil Tag 2
Freitag, 17. Juli 2015
Tag 5: Gardetta-Ebene/Valle Stura
Vernetti - Colle d'Esischie - Colle Valcavera - Rif. Gardetta - Passo di Rocca Brancia - Sambuco
Start: 09:00 Uhr - Stop: 17:00 Uhr - Kilometer: 57 km - Höhenmeter: +1700 hm / -1725 hm - Maximale Höhe: 2620 m - Schnitt: 8,7 km/h - Fahrzeit: 5:50 h
Ceaglio in Vernetti (2) |
Der Inventarschweizer vom Ceaglio ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber er hat ein ganzes Arsenal an Touren rund um Vernetti und die Gardetta-Hochebene zusammengestellt und kennt sich aus. Unser heutiger Plan wäre ein bisschen viel, sagt er. Eigentlich wollte mein Track den direkten Weg hoch zur Rif. Gardetta und nach der halben Abfahrt vom Passo di Rocca Brancio noch mal 600 hm Hochschieben, zurück zur Hochebene, um letztlich von oben direkt bis zum heutigen Ziel in Sambuco im Valle Stura zu gelangen. Wenn wir aber die Gardetta-Hochebene voll erleben wollten, sollten wir ohnehin besser die Standard-Route über den Colle d'Esischie fahren. Nachdem wir gestern erst schlechte Erfahrungen mit der geplanten Route hatten, nehmen wir den Vorschlag gerne an.
Richtung Gardetta-Hochebene |
Colle Valcavera (2516 m) |
Von Vernetti (1223 m) folgen unsere Räder also erst mal der Straße zum Colle d'Esischie (2370 m). Wie gestern ein eigentlich einfacher Aufstieg auf Straße, wenn da nicht der schmerzende Hintern wäre. Durch lichten Wald zieht sich das fast unbefahrene Asphaltbändchen hinauf, bis die Bäume ganz verschwinden. Die Berge zeigen schon deutlich die Merkmale der schroffen und karstigen Gardetta-Region. Nach einer ausgiebigen Pause am Colle geht es noch ein paar Meter weiter hoch zum Colle Valcavera (2418 m). Diesen Pass ziert ein aus Stein gemeißeltes lebensgroßes Denkmal für Rennfahrer Marco Pantani, seines Zeichens ehemaliger dopender italienischer Nationalheld.
Gardetta-Hochebene (1) |
Gardetta-Hochebene (2) |
Rifugio Gardetta |
Wir haben damit den Eingang zur Gardetta-Ebene erreicht. Endlose Weiten karstiges ödes Bergland liegen vor uns. Mitten durch eine alte schottrige Militärpiste. Mit nur wenigen Höhenmetern schlängelt sich die Piste über die gesamte Hochebene, eine faszinierende aber ziemlich einsame Gegend. Bei Nebel sicherlich beängstigend. An der Rifugio Gardetta stoppen wir für eine warme Mahlzeit. Die Hütte liegt ebenfalls auf ziemlich verlorenem Posten. Kein Baum, kein Strauch, kein Schutz. Auf der Terasse lässt es sich in der Sonne dennoch gut aushalten. Wir sind nicht die einzigen Gäste. Aber eine Übernachtung an diesem Ort stelle ich mir schon etwas einsam und verloren vor.
Aufstieg zum Rocca Brancia (1) |
Aufstieg zum Rocca Brancia (2) |
Aufstieg zum Rocca Brancia (3) |
Rocca Brancia |
Wir konnten bereits gut den weiteren Wegverlauf erkennen. Noch ein paar sehr schottrige Kehren, endet dann bald die Fahrstrecke und es geht noch ein paar Meter auf einem schmalen, teils zugeschütteten Weg bis zum Passo di Rocca Brancia (2620 m). Endlich wieder ein bisschen Schieben. Luft für den Allerwertesten. Steile Felsflanken begleiten den Aufstieg, eine faszinierende Landschaft.
Der Pass selbst ist zwar nix Besonderes, die Abfahrt allerdings schon. Zunächst auf bröseligem schmalem Pfad, aber bald auf richtig tollem Flowtrail geht es an einigen hübschen Bergseen vorbei hinunter. An der Stelle, wo der ursprüngliche Routenplan noch einmal den steilen Berghang hinaufzieht, sind wir heilfroh, dass dieser Kelch an uns vorüber geht. Selbst das letzte Stück an den Ruinen von Servano vorbei, das ich aus Berichten als schwierig in Erinnerung habe, ist einfach nur gut und auch für weniger begabte Abfahrer zu bewältigen. Es ist die beste Abfahrt der ganzen Tour! Gut 1000 hm am Stück. Doof sind nur die Weidezaundrähte, über die wir ständig drüber steigen müssen.
Abfahrt Rocca Brancia (1) |
Abfahrt Rocca Brancia (2) |
Sambuco mit Osteria |
Das Ziel wäre nun eigentlich Sambuco (1174 m) noch ein Stück die Straße runter. Leider habe ich dort telefonisch keine Übernachtung mehr bekommen. Es ist Wochenende und in der Osteria della Pace ist alles ausgebucht. Das ist Schade, denn ich kenne die Unterkunft und es hatte mir dort gut gefallen. Es war wiederum der Schweizer, der uns den Tipp gab, doch einfach mal dreist vorbei zu fahren. Die Idee war goldrichtig. Wir werden nicht weggeschickt, sondern die nette Dame an der Rezeption mobilisiert ihren Bruder, der uns auch gleich ein schickes Appartement vermietet. Frühstück gibt es dann in der Osteria, Abendessen im Restaurant gegenüber. Also alles richtig gemacht. Und wieder erleben wir ein Menü der abartigen Sorte, zumindest wenn man die Mengen zusammenrechnet. Uns gefällt's, aber ohne eine lange Etappe in den Beinen wäre das nicht ohne negative Folgen zu Schaffen.