Höhenprofil Tag 5
Donnerstag, 27. Juli 2024
Tag 5: Infernaccio-Schlucht
Montemonaco - Gola dell'Infernaccio - Passo Cattivo - Ussita - Visso
Start: 08:45 Uhr - Stop: 16:00 Uhr - Kilometer: 38 km - Höhenmeter: +1325 hm / -1700 hm - Maximale Höhe: 1885 m - Fahrzeit: 4:45 h
Montemonaco ist wirklich ein schön gelegenes nettes altes Dörfchen. Hier könnte ich es auch länger aushalten. Aber dafür sind wir nicht hier. Ein letzter Blick von der stilvollen Hotelterrasse ...
... und zurück zum Passo Borghese ...
... rollen wir halbwegs flach ein Stück nach Norden. Die Berge sind hier ziemlich am Ende. Bis zur Adria sind es nur noch 40 km.
Wir wollen aber zurück in die Monti Sibillini. Heute von Ost nach West. Der Weg führt durch die L'Orrida Gola Dell'Infernaccio (845 m). Ich bin schon sehr gespannt.
Da müssen wir durch.
Nach einem kurzen heftigen Beginn gibt zwar Alibi-Fahrabschnitte ...
... aber eigentlich ist die Schlucht eine schöne und abwechslungsreiche ...
... Wanderung.
Für Fahrzeuge führt ein kleiner Tunnel um die Engstelle herum. Dieser ist aber zugesperrt. Da will sowieso keiner durch.
Am Ende landen wir wieder auf der Piste, direkt oberhalb des Tunnels. Cooles Teil, diese Infernaccio-Schlucht.
Nun fahren und schieben wir durch wunderschönen schattigen Wald weiter nach oben. Bis zum Passo Cattivo (1885 m) sind es insgesammt fast 1.000 Höhenmeter. Übrigens der nächste Weg, der laut Karte gesperrt ist. Ziemlich anstrengend diese Gegend.
Wir stoßen auf ein paar Leute, die mit ihrem Jeep hängengeblieben sind. Ein frischer Murenabgang versperrt ihnen die Weiterfahrt. Mit dem Rad kommen wir ohne Probleme drüber, doch mit Fahrzeugen ist nun nicht mehr zu rechnen.
Es folgen noch ein paar weitere kleine Abgänge. Der Grund für die Sperrung sind sie sicher nicht. Diese war vermutlich weiter oben, wo die Piste nach einem Bergrutsch wieder frisch hergerichtet ist. Es gibt heute also keine weiteren Probleme.
Auch die Wasserversorgung ist wieder tiptop.
Der Endgegner taucht dann aber doch noch auf. Nach einer Kehre blockiert eine ziemlich unentspannte Kuhherde komplett den Weg. Nach ein paar Annäherungsversuchen wird klar, dass wir dort nicht durchkommen.
Wie der Zufall es will, sind Serpentinen manchmal ja was Feines. Nur ein paar Meter durch das Gestrüpp nach oben, und schon haben wir die fiese Bande hinter uns gelassen und fahren eine Etage höher weiter.
Als wir den Wald hinter uns gelassen haben, gibt es noch mal schöne Blicke zurück.
Nach oben kann es auch nicht mehr weit sein. Mit Fahren ist allerdings schon länger nichts mehr.
Der Passo Cattivo (1885 m) ist eher unspektakulär. Ein paar Schautafeln mit Hinweisen zu Bodenverschiebungen durch die Erdbeben. Immerhin stehen wir nun zum zweiten Mal auf dem Hauptkamm der Monti Sibillini. Man könnte natürlich auch in einem Tag von Castellucio hierher gelangen. Wenn man schon mal hier ist, ist die Schlucht aber ein Muss.
Der gesamte Aufstieg ist ein Traum. Der schattige Schluchtenwald, der sich langsam lichtet, wenn man höher kommt, und die endlose Einsamkeit. Bis auf die paar Leute mit dem Auto haben wir niemanden getroffen. Ich fand die 1.000 hm sehr kurzweilig.
Es geht nun ein Stück an der Bergflanke entlang ...
... mit Blick zurück zum Passo Cattivo ...
... bis ins Skigebiet von Ussita mit einem gar nicht mal so kleinen Bikepark.
Den lassen wir natürlich nicht aus, wählen aber eine einfache Linie. Außer uns sind keine Biker geschweige andere Leute zu sehen. Ziemlich ausgestorben die Sache. Auf halber Höhe am Fuß des Skigebiets ist zumindest eine kleine Bar geöffnet, wo es etwas verspätet die nächste Ladung Pasta gibt.
Die Abfahrt ist natürlich noch nicht zu Ende. Fast bis ganz runter nach Ussita (725 m) geht der Spaß weiter. Das waren am Ende über 1.000 hm Abfahrt auf genialen Trails, teils geshaped, teils natürlich. Für mich die beste Abfahrt der ganzen Tour.
Nun noch ein Stück die Straße runter bis zum Tagesziel in Visso (615 m). Dort sieht es dann so aus.
Der ganze alte Ortskern ist mit einem Zaum abgesperrt. Betreten verboten. Frustrierend. Drumherum existiert der Ort ja noch. Dort stehen neuere Häuser und es wird intensiv gebaut. Aber was passiert mit dem alten Zentrum? Das kann ja so nicht bleiben, wenn man sich hier wohl fühlen will.
Da wir auch heute eher früh am Ziel sind, machen wir nach dem Bezug unseres Quartiers noch einen Spaziergang zur neuen Ortsmitte. Jedenfalls gibt es einen Platz und Bars und ein Bierchen.
Für die abendliche erste (!) Pizza der Tour wechseln wir noch mal die Location. Etwas außerhalb stehen hier wie in einer Trabantenstadt zahlreiche Blockhäuser. Ich nehme an, die aktuellen Wohnungen der Einheimischen. Das sieht leider mehr nach Dauerlösung statt nach Übergangslösung aus.
Fazit zum heutigen Tag: Spitze. Die tolle Schlucht, der wunderschöne und einsame Aufstieg und dann die geile Abfahrt nach Ussita. Platz 1. Bester Tag der Tour.
Morgen werden die Berge dann etwas kleiner. Das ist auch der letzte Tag.