Höhenprofil Tag 4
Donnerstag, 16. September 2021
Tag 4: Vom Monte Fallère in den Regen
Rifugio Monte Fallère - Pointe Chaligne - Étroubles - Großer Sankt Bernhard
Start: 08:30 Uhr - Stop: 17:30 Uhr - Kilometer: 41 km - Höhenmeter: +1900 hm / -1850 hm - Maximale Höhe: 2607 m - Schnitt: 7,8 km/h - Fahrzeit: 5:15 h
Wettercheck |
Heute führt uns der Weg wieder zurück in die Schweiz. Abermals über den Großen Sankt Bernhard. Das ist aber erst das Nachmittagsprogramm. Zunächst umrunden wir den Gipfel des Monte Fallère. Eigentlich war das schon letztes Jahr geplant, aber ich bin dann ja über die Suone direkt von Aosta nach Étroubles. Laut Vorhersage bleibt es erst mal eine Weile trocken. Das können wir hier oben auch gut gebrauchen. Sonne und Wolkenformationen bilden die Kulisse, während wir unsere Bikes über einen Trail in Richtung Lago Fallère (2320 m) Schieben. Erst kurz vor dem See klappt auch das Fahren wieder. Ein schöner Trail führt weiter zur Alpe Nouva (2200 m). Während bei uns die Sonne immer mehr die Szene bestimmt, hängen im Tal dichte Wolken. Ein tolles Panorama.
Rifugio Fallère - Rückblick |
Über dem Aosta-Tal |
Val Cogne, Valsavarenche, Val di Rhêmes |
Fallère-Schieben |
Lago Fallère |
Fallère-Trail |
Col de Metz (2492m) |
Aufstieg Pointe Chaligne |
Pointe Chaligne (2607m) (1) |
Pointe Chaligne (2607m) (2) |
Der Aufstieg zum Col de Metz (2492 m) ist dann noch mal von der steileren Sorte. Die Räder landen folglich auf dem Rücken. Am Col sind wir allerdings immer noch nicht oben. Bis zum höchsten Punkt Pointe Chaligne (2607 m) sind es noch ein paar Meter. Dort hat freundlicherweise jemand ein fotogenes Gipfelkreuz auf den Felsen gestellt. Und je nach Perspektive ist der Gipfel wirklich spektakulär. Im Gegensatz zum leichten Aufstieg von Süden, ist die Nordseite ordentlich ausgesetzt und eignet sich für spannende Fotos. Im Westen können wir in der Ferne den Mont Blanc sehen, und bei etwas weniger dichter Wolendecke wäre im Osten wohl auch das Matterhorn zu erkennen.
Pointe Chaligne (2607m) (3) |
Pointe Chaligne, Abfahrt (1) |
Pointe Chaligne, Abfahrt (2) |
Col de Tardiva (2410m) |
Crête de Tardiva |
Der Pfad, der sich nun über den Kamm weiter nach Norden schlängelt, sieht sehr verlockend aus. Diesem folgen wir bis zum Col de Tardiva (2410 m), wo es noch ein Stück gut fahrbar weitergeht bis zu einer Art gigantischem Spiegel. Auch von unten kann man das komische Ding sehen, und so haben wir es den ganzen Nachmittag immer mal wieder im Blick. Der Trail geht nun ins steile Gelände über und kommt eher spaßfrei daher. Steile Kehren mit schmiergem Boden und nassen Wurzeln. S3 würde ich sagen. Da ist heute wenig zu fahren. Als wir in den Wald eintauchen, wird es flacher und etwas einfacher. Wiesig und dschungelig ist es nun. Manchmal finden wir den Pfad erst nach etwas Suchen, so zugewachsen ist alles. Scheint nicht häufig genutzt zu werden. Mein Ding ist es jedenfalls nicht.
Abfahrt von Crête de Tardiva (1) |
Abfahrt von Crête de Tardiva (2) |
Hinter der Alm Meriau Desot (1600 m) führt endlich ein Almweg weiter. Aber auch der ist wegen Hozfällarbeiten abschnittsweise total hinüber. Das macht die ganze Überquerung des Fallére etwas fragwürdig. Zumindest bei einer Süd-Nordroute. Dabei ist die Hütte schön gelegen und auf jeden Fall einen Besuch wert. Es soll ja ab Pointe Chaligne eine Wahnsinnstrailabfahrt nach Osten bis Aosta geben, das wäre dann eventuell die passendere Alternative. Aber die kenne ich nicht. Ginge auch in die falsche Richtung.
In Étroubles (1270 m) fassen wir erst mal Essen. Das entsprechende Lokal hat sich bereits im letzten Jahr bewährt. Dann steht erneut (zumindest für mich) der Aufstieg zum Großen Sankt Bernhard auf dem Programm. Der führt über einen tollen Panoramaweg. Mal schauen, was daraus wird. Die Wettervorhersage für den Nachmittag ist nämlich grottig. Da ich die Strecke kenne, gehe ich es entspannt an. Bis Éternod (letzter Brunnen!) auf sehr flacher Asphaltstraße, danach auf genauso flachem Waldweg. Dadurch zieht sich die Sache ziemlich. Sehr lange ist dabei der Blick hinunter nach Étroubles möglich, so dass man auch optisch nicht das Gefühl hat, ordentlich vorwärts zu kommen. Und wir können sehen, dass es auf der gegenüberliegenden Talseite am Fallére leicht zu regnen begonnen hat. Der Himmel Richtung Westen sieht noch viel schlimmer aus.
St. Bernard-Tunnelauffahrt (der Regen kommt) |
Noch während wir am Fort Plan Puitz kurz Pause machen, beginnt es auch bei uns zu tröpfeln. Aber noch ist es harmlos. Fix das Rad ein paar Meter hinauf auf die Kuppe getragen, um es dann auf einem schrecklichen S6-Stück wieder 50 hm hinunterzuwuchten. Ist nicht schön, aber muss halt sein. Für Thomas ist das Maß des Erträglichen allerdings überschritten (tut mir leid, dass du das mit machen musstest).
Dafür beginnt nun ein fantastischer Panoramaweg hinüber zur Passstraße, der mir letztes Jahr viel Freude bereitet hat. Da hatte ich allerdings strahlenden Sonnenschein. Davon kann aktuell keine Rede mehr sein. Der Regen ist stärker geworden, die Sicht ist weg. Das einzig Positive ist die Ruhe, da fast keine Motoradfahrer im Tal unterwegs sind. Der Panoramaweg ist heute jedenfalls kein gute Laune-Programm und jeder von uns sieht wortlos zu, dass er irgendwie vorwärts kommt. Es schüttet wahrlich aus Kübeln, als wir die Abschlussrampe zur Passstraße rauf schieben und die letzten 250 Höhenmeter zum Bernhard (2446 m) auf der Straße hinauf treten. Der scharfe Wind tut sein Übriges. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so nass geworden bin. Es ist wirklich eklig. Wir können trotzdem froh sein, dass der Vormittag noch gut gewesen ist. Und die Temperaturen sind noch zweistellig. In der Höhe bei dem Wetter fast ungewöhnlich.
Wäschetrockner |
Es reicht aber für heute. Also frage ich im Hotel Italia nach einer Übernachtung. Der Preis erschreckt zunächst etwas, aber wir bleiben natürlich trotzdem. Es dürfte nämlich fast egal sein, ob man am Pass auf der italienischen oder der Schweizer Seite in dortigen Hospiz übernachtet. Letztendlich hat das alte Grand Hotel auch seinen Charme. Altes Gebäude, etwas abgelebt, aber der alte Glanz ist noch zu spüren und stellenweise zu sehen. Das setzt sich auch beim Abendessen fort, wo wir zwei alleine im sehr geräumigen edlen Speisesaal im ersten Stock sitzen und eine persönliche Bedienung zur Seite haben. Freilich kann das auch nervös machen, ich brauche das auch nicht jeden Tag. Wir pfeifen uns eine kostspielige Vor- und Hauptspeise rein und verbringen den restlichen Abend im Zimmer. Derweil rotiert unsere klatschnasse Wäsche in der hauseigenen Maschine. Für morgen sind die Aussichten zum Glück wieder besser. Nun kennen wir den Bernhard bei Sonne und Regen.
Eigentlich sollte die Etappe noch 10 km weiter bis Bourg-Saint-Pierre gehen.