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Höhenprofil Tag 6
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Samstag, 18. September 2021

Tag 6: Liebliche Schweiz

Sion - Col du Sanetsch - Gsteig - Col du Pillon - Col des Mosses - Lac d'Hongrin - Col Jaman - Montreux Streckenbeschreibung

Start: 09:00 Uhr - Stop: 17:00 Uhr - Kilometer: 69 km - Höhenmeter: +1450 hm / -3050 hm - Maximale Höhe: 205 m - Schnitt: 12,7 km/h - Fahrzeit: 5:30 h

Hotel du Rhône in Sion
Hotel du Rhône in Sion
Sion
Sion

Heute morgen wird es ein bisschen spannend. Ich habe uns online für eine Busfahrt zum Col du Sanetsch angemeldet, bin aber trotzdem skeptisch, ob alles funktioniert. Einmal Umsteigen ist auch noch dabei. Am Ende läuft es dann wie am Schnürchen, wir sind auch nicht die Einzigen mit dieser Fahrtrichtung. Zahlreiche Wanderer wollen auch nach oben. Man muss also nur der Masse folgen. Fast 90 € kostet der Spaß für uns zwei. Aber nur so können wir heute Montreux erreichen. Immerhin bringt uns die Fahrt etwa 1500 hm nach oben, und sie ist unterhaltsam. Der Bus quetscht sich eine kleine, teils kühn gebaute Straße nach oben. Die stammt aus der Zeit des Stauseebaus, da der Sanetsch von Norden wegen des schwierigens Geländes nicht erschlossen werden konnte. Da wollen wir runter.

Sanetschsee (2036m)
Sanetschsee (2036m)
Sanetsch-Trail (1)
Sanetsch-Trail (1)
Blick nach Gsteig (1183m)
Blick nach Gsteig (1183m)

Dummerweise bleiben wir bis zum Sanetschsee (2036 m) im Bus. Wir wären besser am Col Sanetsch (2252 m) ausgestiegen und von dort zum See hinuntergerollt. Ein paar letzte schöne Blicke zurück ins Wallis wären dann möglich gewesen. Schade. Der See ist jedenfalls keine Schönheit. Er liegt noch im Schatten und es ist ziemlich ungemütlich.

Sanetsch-Trail (2)
Sanetsch-Trail (2)
Gsteig (1183m), hinten Sanetsch
Gsteig (1183m), hinten Sanetsch
Sanetsch-Trail (3)
Sanetsch-Trail (3)

Nach Norden hin ist die Landschaft sehr viel lieblicher, als Richtung Wallis. Es sieht aus wie im Heidiland. Grüne Wiesen, kleinere Berge, fast kitschig. Wir steigen direkt in den Trail nach Gsteig (1183 m) ein. Der ist fordernd und am Anfang auch etwas ausgesetzt. Über eine eindrucksvolle Steilwand geht es hinunter. Bei mir ist der nächste Überschlag fällig, aber es hat zum Glück keiner gesehen :) Trotz dieses Malheurs ist es eine tolle Abfahrt und eine sinnvolle Verbindung aus dem Rhônetal nach Norden.

Straße zum Col du Pillon
Straße zum Col du Pillon
Lac Retaud (1691m)
Lac Retaud (1691m)

Nach einer kurzen Frühstückspause in Gsteig (1183 m) strampeln wir die schöne Straße zum Col de Pillon (1546 m) hinauf. Noch eine Etage höher liegt der Lac Retaud (1691 m). Anscheinend ein beliebtes Ausflugsziel. Er liegt ja auch ganz hübsch. Von hier werden wir nun auf der Höhe zum Col des Mosses (1439 m) queren. Über kleine Sträßchen und Almwege, die die verstreuten Höfe verbinden, geht es in einen steten Auf und Ab aussichtsreich und abwechslungsreich bis zum Pass. Mir gefällt es ausgesprochen gut, dass wir zum Abschluss das hochalpine etwas hinter uns lassen und durch diese lieblichen Landschaften fahren können.

Les Diablerets
Les Diablerets
Blick zum Col des Mosses
Blick zum Col des Mosses
Buchweizenfladen
Buchweizenfladen

Am Col des Mosses machen wir Mittag. Es ist jetzt kein Problem mehr, den Genfer See heute rechtzeitig zu erreichen. Die Passage, die uns nun noch erwartet, kennen wir ja beide bereits von unserem Schweiz Cross. Am Lac de l'Hongrin (1410 m) vorbei, dann an der Staumauer tief hinunter ins Tal des L'Hongrin (1005 m). Hier hatten wir damals einen Erdrutsch zu queren, wo ein Stück Straße fehlte. Man darf jetzt den richtigen Abzweig nicht verpassen. Von dort bis zum Col de Jaman (1512 m) sind es zwar nur 500 hm, aber die Auffahrt ist eklig. Der Untergrund ist so schlecht, dass es uns bald doppelt so hoch vor kommt. Die meiste Kraft geht ins vorwärts kommen, nicht in die Höhenmeter. Entsprechend geschafft bin ich auch, als wir endlich oben stehen. Noch ein drittes Mal werde ich das ganz bestimmt nicht fahren. Und obwohl ich für die Abfahrt eine trailige Route recherchiert habe, hält sich das Interesse daran in Grenzen.

Lac de l'Hongrin
Lac de l'Hongrin
Genfer See
Genfer See

Der Ausblick vom Col auf den Genfer See (374 m) ist heute auch dürftig. Das schlechte Wetter für den nächsten Tag kündigt sich bereits an und es ist extrem dunstig. Man sieht den See fast nicht. Während wir am Jaman verweilen, reift die Idee, noch heute mit dem Zug zurück nach Hause zu fahren. Ich finde nämlich für den heutigen Samstag Abend überhaupt keine brauchbare bzw. einigermaßen bezahlbare Unterkunft. Da wir bereits beim Schweiz-Cross einen dürftigen Abschluss in Montreux hatten, können wir uns den Abend sparen und direkt Abreisen. Die passende Verbindung ist schnell gefunden, schließlich verfolge ich schon seit Tagen die Möglichkeiten für unsere Rückfahrt und wie die Tickets immer teurer werden. Dass man über die Online-Plattformen der Bahnen (egal ob SBB oder Deutsche Bahn) keine Tickets fürs Fahrrad kaufen kann, ist im Jahr 2021 echt ein digitales Armutszeugnis. Es macht es für uns jedenfalls unmöglich, vorab alles klar zu machen und dabei vielleicht sogar noch einen Schnäppchenpreis zu ergattern. In Sion wollte ich das Risiko eines Ticketkaufs noch nicht eingehen.

Montreux
Montreux
Finisher
Finisher

Aber die Entscheidung ist klar, wir fahren direkt zum Bahnhof. Aus Zeitgründen fällt die Trailbbfahrt nun endgültig flach und wir folgen der Straße bergab nach Caux und Glion. Auch auf der Straße ergeben sich spektakuläre Blicke zum See und nach Montreux. Die Ankunft am Genfer See ist schon toll. Allerdings ist Montreux nach ein paar Tagen in der hochalpinen Einsamkeit ein echter Kulturschock. Es ist voll, Verkehrschaos herrscht. Und das Mitte September. Corona ist eigentlich auch noch. Ich bedaure kein bisschen, dass wir nach dem obligatorischen Finish am See direkt den Bahnhof ansteuern.

Stillleben
Stillleben

Die Tickets kaufe ich nun online bei der Deutschen Bahn (es wird uns noch zu Gute kommen), um dann am Schalter die Radlplätze nachzulösen. Es gibt eine gute Zugverbindung, die uns bis 1:30 nach Hause bringen wird. Vor dem Start versorgen wir uns noch in einem Supermarkt mit Verpflegung und ich haue die letzten Fränkli auf den Kopf. Ein etwas stilloser Abschluss, aber wir hatten ja gestern einen schönen Abend, der Abschluss-würdig war.

Zugleben
Zugleben

Und dann beginnt die Misere. Der erste Zug hat direkt in Montreux 10 Minuten Verspätung. Bereits als wir einsteigen wird klar, dass das gesamte Konstrukt unserer Rückfahrt gerade zusammen bricht. Wir werden keinen einzigen der geplanten Anschlüsse bekommen. Bis Basel gibt es noch adäquaten Ersatz, danach landen wir in den deutschen Regionalbahnen. Es ist bereits nach Mitternacht. Und dann fährt irgendwann gar nix mehr, außer ICEs, diese aber ohne Fahrräder. Letztendlich sitzen wir in insgesamt 8 verschieden Zügen, verbringen diverse Stunden auf den Bahnsteigen diverser Bahnhöfe, bis wir kurz vor Mainz an einem S-Bahnhof stranden, wo wegen Gleisarbeiten gar nichts mehr geht. Es dämmert bereits und wir haben schon lange die Schnauze voll. Ich rufe nun kurzerhand meine Frau an, die uns dankenswerter Weise mit dem Auto abholt. Die letzten 30 km geht es bequem über die Autobahn.

Was ein Ritt. Kleiner Fehler, große Folgen. Am späten Abend eine auf Kante genähte Rückfahrt mit dem Zug anzutreten, birgt ein ordentliches Risiko. Uns hat es voll erwischt. Satte 6h Verspätug haben wir, als wir den letzten Zug verlassen. Durch die Buchung bei der Deutschen Bahn gab es später zumindest die Hälfte des Fahrpreises zurück. Immerhin ca. 60 € pro Nase. Ein kleines Trostpflaster. Grundsätzlich kann eine kleine Verspätung ja mal passieren. Der Hauptgrund, der gegen eine Zugfahrt spricht, ist aber tatsächlich die fehlende Buchungsmöglichkeit für Fahrräder in den Apps.

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