Donnerstag, 17. August 2000
Tag 5: Durch den Nationalpark Fanes
Taufers - Brunneck - St. Vigil - Pederühütte - Rifugio Fanes
Start: 10.00 Uhr - Stop: 17.30 Uhr - Kilometer: 54 km - Höhenmeter: ca. 1400 hm - Schnitt: 12,6 km/h - Max: 58,2 km/h - Fahrzeit: 4,5 h
Es hat sich über Nacht ausgeregnet und die Sonne scheint mit üblicher Gewohnheit. Beim luxuriösen Frühstücksbuffet futtern wir reichlich Ballast in uns heinein. Während des Einrollens durch Kematen (857 m) und Gais nach Brunneck (835 m) wird mein Kopf langsam wieder klar. Der Vorabend hängt uns noch in den Knochen und wir sind deutlicher später weggekommen als sonst. In Brunneck will Alexander endlich sein Tretlager austauschen lassen und wir werden zusätzlich Zeit verlieren. Ich hatte überlegt, zum Limojoch über den Kronplatz (ca. 2000 m) zu fahren, diese Idee aber doch schnell wieder beiseite gelegt. Angeblich ist der Ausblick von oben ja sehr schön, aber in anbetracht von Dutzenden von Liften bezweifle ich das.
Die Pause in Brunneck dauert länger, als wir gedacht haben, fast zwei Stunden. Das Tretlager wird mehrmals aus- und wieder eingebaut, weil anscheinend zunächst kein Defekt vorliegt und dann kein passendes Ersatzlager aufzufinden ist. Meine Meinung dazu: solange keine bedrohlichen Dinge am Rad kaputt sind, sollte man einfach weiterfahren, denn es ist viel stressfreier, diese Dinge zu Hause zu reparieren. Wenigstens Lars ist glücklich, er hat sich neue Hörnchen montiert, nachdem seine alten nach einigen Lenkerübergängen kaum noch zu erkennen waren.
Ich melde uns noch bei der Faneshütte zur Übernachtung an und wir füllen in der schönen Altstadt an einem Supermarkt unsere Reserven. In dieser Weise gestärkt sitzen wir endlich wieder auf den Rädern. Es ist Mittag. Unsere heute gefahrenen Kilometer gehen in der Messungenauigkeit unter. Durch St. Lorenzen (813 m) und St. Martin gelangen wir nach Saalen (978 m), von wo aus wir ein einsames Sträßchen in Richtung Enneberg (1284 m) fahren. Ich glühe in der Sonne, nur selten spenden ein paar Bäume den nötigen Schatten. Von den anderen ist nichts mehr zu sehen. An einem Brunnen treffe ich sie wieder. Bei so einem Wetter ist es sehr riskant mit einer einzelnen Trinkflasche zu fahren, aber leider lässt mein Rad keine zweite zu und auf den Rücken will ich kein zusätzliches Gewicht. Bis jetzt ging es aber immer gut.
An der Pederü Hütte im Nationalpark Fanes |
Rifugio Fanes (Postkarte) |
Eine kurze Abfahrt bringt uns nach St. Vigil (1193 m), wo wir das Tor zum Nationalpark Fanes durchfahren. In einem anderen Tourbericht habe ich mal gelesen von einer kitschig schönen Landschaft, ich kann mich dem nur anschließen. Hier beginnen die Dolomiten, die uns nun einige Tage begleiten werden. Nach einer weiteren Pause am Fluss erreichen wir die von Menschenmassen überschwemmte Pederu Hütte (1540 m). Wir füllen nur unsere Wasserreserven.
Hinter der Hütte geht der Weg eine "Rampe" hinauf weiter Richtung Fanesalm. Während ich versuche hinaufzufahren, kann Karsten bequem neben mir hergehen. Ich bin heilfroh, als es wieder flacher wird. Trotz der mageren Kilometerleistung fühle ich mich heute ziemlich schlapp. Als letzter erreiche ich die malerisch unterhalb der Kreuzkofelgruppe gelegene Rifugio Fanes (2060 m).
Trotz meines Anrufs, bekommen wir nur noch das Notlager. Ein kleines Hüttchen, ein paar Meter den Weg zurück. Wir trinken und essen etwas, schließen die Räder an und begeben uns vor dem Einbruch der Dunkelheit in unser Quartier: ein Raum mit 10 Betten, den wir uns mit einer italienisch/deutschen Familie teilen, und ein kleines Bad. Das geht in Ordnung, da kann ich bestimmt gut schlafen. Bis wirklich Ruhe einkehrt, müssen wir nur noch ein ziemlich heftiges Gewitter über uns ergehen lassen.