Donnerstag, 23. Juli 1998
Tag 1: Über die Allgäuer Alpen in Lechquellengebirge
Kilometer: 48 km - Höhenmeter: 1550 hm - Schnitt: 11,0 km/h - Fahrzeit: 4,5 h
Alexander am ersten Anstieg |
Unsere Unterkunft in Oberstdorf |
Wir wollen zeitig losfahren und sind um 8 Uhr auf den Beinen. Trotz meiner Erkältung bin ich guter Dinge und hoffe, daß ich mich durchbeißen kann. Der Trainingsvorsprung, den ich gegenüber Alexander habe, ist so natürlich dahin.
Nach einem guten Frühstück geht es los. Das Wetter ist klasse und motiviert zusätzlich. Wir verlassen Oberstdorf (813 m) über eine flach ansteigende Straße Richtung Schrofenpaß. Es ist uns aber klar, daß das nicht lange so bleibt. Die ersten heftigen Steigungen sind zum Glück noch geteert und gut zu bewältigen, ich falle aber schon hier hinter Alex zurück und bin dauernd am Schniefen. Irgendwann wechselt der Weg auf Schotter und wird kurz vor dem Fußweg zum Paß so steil, daß ich stellenweise schieben muß. Alex fährt alles. Zwischendurch füllen wir noch unsere Flaschen an einem Brunnen auf und stecken eine Vitamintablette dazu.
Anfahrt zum Schrofenpaß |
Aufstieg zum Schrofenpaß |
Der Fußweg zum Schrofenpaß ist dann nicht mehr fahrbar. Ein Wanderer warnt uns vor und behauptet, daß wir mit den Rädern da nicht rüberkommen werden. Ein kleines bißchen verunsichert gehen wir weiter, er hat aber nicht übertrieben. Der Weg ist teilweise weggerutscht und eigentlich nicht mehr vorhanden. Auf allen vieren zerren wir die Bikes weiter hoch, wäherend es neben uns fast senkrecht runter geht. Alex hat dabei ziemliche Schwierigkeiten, weil er sein Rad wegen der Rahmenform nicht richtig schultern kann. Außerdem ist es deutlich schwerer als meins. Über dem einen Arm das Rad und den anderen zum Abstützen an der Felswand, erreichen wir nach etwa 45 Minuten Schieben den Paß (1687 m) und sind in Österreich.
Abfahrt vom Schrofenpaß |
Von da aus geht es in einem weniger schönen Downhill mit vielen Schiebestücken wieder ins Tal runter und nach Warth. Nach einem kleinen Zwischenanstieg, rollen wir auf einer befahrenen Straße nach Lech (1444 m), wo wir erst einmal Mittagspause machen und einige mitgebrachte Sachen essen. Nach einem belegten Brot, das wir noch vom Frühstück haben, Bananen und Müsliriegeln wagen wir den zweiten herben Aufstieg des Tages, den Weg zur Freiburger Hütte (1918 m), unserer nächsten Unterkunft.
Anstieg zur Freiburger Hütte |
Es sind zwar nur noch 500 hm auf einer Teerstraße, doch mir geht es immer schlechter. Der Kopf dröhnt und durch die Nase bekomme ich überhaupt keine Luft mehr. Ich quäle mich schon auf den ersten Metern. Als die Hütte einfach nicht auftauchen will, halte ich an und mag nicht mehr weiter. Ich bin total platt und will nur noch schlafen. Nachdem Alexander die Situation fotografiert hat, raffe ich mich doch noch einmal auf. Bald kommen wir am Formarinsee an und können jetzt auch die Hütte sehen. Doch wir müssen noch um den ganzen See herum fahren. Der Weg ist miserabel und kaum zu fahren. Ich schiebe die meiste Zeit und bin frustriert. Ich war das ganze Jahr nicht einmal erkältet und dann haut es mich ausgerechnet im Urlaub um. Noch dazu verträgt sich Sport mit Erkältung überhaupt nicht.
Freiburger Hütte (1918 m) [Postkarte] |
Alex ist gut 15 Minuten vor mir an der Hütte. Als ich ankomme, sitzt er auf der Terasse und wartet mit einem Apfelsaftwasser auf mich. Wir essen noch ein paar Käsespätzle, kaufen uns zwei Hüttenschlafsäcke, duschen und legen uns erst einmal hin, obwohl es erst am Nachmittag ist. Zum Duschen habe ich mir noch ein Handtuch leihen müssen, weil ich dummerweise meins zu Hause vergessen habe. Vor dem nächsten Tag hätte ich nicht mehr aufstehen brauchen, aber Alex hat mich dann doch noch überredet, mit ihm ein Bier zu trinken. Aus dem einen sind natürlich zwei geworden, immer mit der Hoffnung, daß die Erkältung davon weggeht. Das kalte Wasser in der Dusche hat ihr allerdings gar nicht gutgetan.
An diesem Abend gehen wir sehr früh schlafen.