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Höhenprofil Tag 6
Höhenprofil Tag 6

Mittwoch, 16. Juli 2014

Tag 6: Zieleinlauf

Lago Ritom - Airolo - Passo del Narèt - Maggia - Locarno Streckenbeschreibung

Start: 08:15 Uhr - Stop: 17:45 Uhr - Kilometer: 100 km - Höhenmeter: +1675 hm / -3350 hm - Maximale Höhe: 2438 m

Lago Ritom
Lago Ritom
Airolo mit Gotthard
Airolo mit Gotthard
Standseilbahn zum Lago Ritom
Standseilbahn zum Lago Ritom

Traumhaftes Wetter empfängt uns am Finaltag. Es wurde damit jeden Tag ein Stückchen besser. Andersherum wäre ja auch blöd ... Unser Weg führt heute hinunter ins Tal von Airolo. Von dort gelangt man zwar auch ohne weitere Höhenmeter zum Lago Maggiore, aber das Tal ist mit Verkehr vollgestopft und zum Radeln eher uninteressant. Deshalb queren wir über das Dach der Tour, den Passo del Narèt (2438 m), in das parallel verlaufende kleine Valle Maggia, das uns direkt in Locarno ausspucken wird. Wir passieren erst den Lago Ritom (1850 m), der am Ausgang unseres Hochtales liegt und wo es ebenfalls eine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Von dort schlängelt sich ein kleines Sträßchen vorbei an der Standseilbahn über kleine Ortschaften bis hinunter nach Airolo (1116 m).

Traverse zur Alpe di Cristallino
Traverse zur Alpe di Cristallino
Aufstieg zum Passo del Naret (2)
Aufstieg zum Passo del Naret (2)
Aufstieg zum Passo del Naret (1)
Aufstieg zum Passo del Naret (1)

Wir tangieren die Stadt nur am Rande und kurbeln direkt auf der anderen Talseite nach Nante (1423 m) hinauf. Hier hatte ich gehofft etwas Verpflegung für den langen Anstieg zum Narèt zu bekommen. Doch es gibt nichts und wir müssen die letzten Reste im Rucksack zusammenkratzen. Für einen Supermarkt müsste man also unten im Tal nach Airolo hinein fahren.

Aufstieg zum Passo del Naret (3)
Aufstieg zum Passo del Naret (3)
Aufstieg zum Passo del Naret (4)
Aufstieg zum Passo del Naret (4)
Aufstieg zum Passo del Naret (5)
Aufstieg zum Passo del Naret (5)

Bei der Querung zur Alpe di Cristallina (1800 m) am Fuße des Narèt können wir bald den Schildern der Bikeroute 390 folgen, die über schöne Wiesen und Naturwege führt. Nach Norden bieten sich interessante Blicke auf den Gotthard und seine Passstraßen. An der Alpe ist das Fahrvergnügen erst mal zu Ende. Zum Glück kann ich dort leckeren Käse kaufen, damit wir doch noch ein paar Brocken in den Magen zu bekommen. Wir verschnaufen noch etwas und legen dann unsere Räder zum ersten Mal seit Liechtenstein wieder auf den Rücken. Zu dem Zeitpunkt bin ich mir noch unsicher, ob sich das Unterfangen wirklich lohnt. Allerdings sind 600 hm keine so große Sache und man könnte den Pass leicht als Fehler abhaken und in der Schublade verschwinden lassen. Die Landschaft ist auf jeden Fall schön. Endlich mal wieder richtig alpines Gelände. Das hatten wir in den letzten Tagen nicht so häufig. Im Mittelteil lässt sich das Radl auch mal gut schieben und der Rücken kann entspannen. Erst die letzten Meter vor dem Pass ist noch mal Tragen angesagt. Auch eine kleine Bachquerung ist nötig. Der Passo Narèt (2438 m) schwenkt nach Osten, es gibt in der direkten Verlängerung des Tales aber auch einen anderen Ausgang über den Passo di Cristallina (2568 m). Die Linie sieht verführerisch aus, mehrstündige Wanderung inbegriffen.

Ankunft am Passo del Naret (2438 m)
Ankunft am Passo del Naret (2438 m)
Lago del Naret
Lago del Naret
Am Passo del Naret (2438 m)
Am Passo del Naret (2438 m)

Am Pass werden wir von einem großartigen Panorama empfangen, wie wir es auf dieser Tour noch gar nicht hatten. In den ersten Tagen war allerdings wegen der Wolken nicht so viel zu sehen. Unter uns liegt der Lago del Narèt (2310 m) idyllisch in der Felswüste, umrahmt von den letzten Schneeresten. Schöner kann man es nicht gestalten. Wir nutzen den Moment eine Weile und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Doch es liegen noch viele Kilometer vor uns und so bleiben am Ende auch hier nur die Fotos als Erinnerung.

Der Abstieg vom Pass zum See gestaltet sich schwieriger als gedacht. Egal welchen Pfad man nimmt, es muss geschoben werden muss. Erst am See ist wieder fahren möglich. Wir haben dabei Glück, dass die Schneereste am Seeufer gerade so viel Weg freigeben, dass man locker vorbei rollen kann. Eine Woche früher wäre das noch problematisch geworden. Eine Trailabfahrt gibt es übrigens nicht, an der Staumauer beginnt bereits die Asphaltstraße. Der Narèt ist für mich trotzdem ein voller Erfolg. Sich auf diesem Wege dem Lago Maggiore zu nähern erspart einem einerseits das langweilige Tal von Airolo, andererseits rundet es die Tour mit einem tollen hochalpinen Erlebnis ab. Das bisschen Schieben und Tragen fällt bei den eher leichten Etappen der Vortage nicht besonders ins Gewicht. Im Gegenteil, es rundet die Tour nach oben ab und bringt noch mehr Abwechslung. Ich würde es wieder so machen.

Abfahrt zum Lago del Sambuco
Abfahrt zum Lago del Sambuco
Fusio
Fusio

Die alpine Landschaft ist schnell verblasst. Vorbei am Lago del Sambuco (1461 m) und das Dorf Fusio (1289 m), das wie ein Freilichtmuseum aussieht, geht es zügig bergab. Die Kilometerangaben bis Locarno liegen nahe der 50 und es wartet noch einiges an Arbeit auf uns. Das Gefälle wird weniger und der Gegenwind stärker, die Straße befahrener. Wir treten ordentlich in die Pedale. Bis zur Ponte Brolla (254 m) kurz vor Locarno kann man zumindest ab und zu auf der ausgeschilderten Radroute der Straße entfliehen und durch die kleinen Ortschaften rollen. Nun stecken wir aber mitten im Feierabendverkehr. Viele Tessiner nutzen übrigens die Möglichkeit in der Maggia zu baden, die dutzende lustige Gumpen aus dem felsigen Untergrund gefräst hat, garniert mit kleinen Wasserfällen.

Zieleinlauf
Zieleinlauf
Finisher
Finisher
Plansch ...
Plansch ...

In Locarno folgen wir noch eine gefühlte Ewigkeit der Maggia, die hier ein großes Delta in den See gespült hat. Dann sind wir endlich am Ziel! Es ist spät geworden. Es war ein harter Tag mit einer langen Tragestrecke, dem höchsten Pass der Tour und am Ende 100 km. Eine Übernachtung haben wir auch noch keine. Ich lasse es mir trotzdem nicht nehmen, wenigstens einmal ins Wasser zu hüpfen. Es herrscht eine unglaubliche Schwüle.

Dann wird es ernst. Die Versuche, bei den recherchierten Möglichkeiten eine Unterkunft zu bekommen, scheitern. Ein Musikfestival ist in der Stadt und vieles ausgebucht. Auch spontane Haussierversuche bleiben erfolglos. Ob der fortschreitenden Uhrzeit bin ich etwas ratlos und demotiviert. Derweil hat Felix auf seinem Telefon die Anmeldung für Booking.com durchlaufen und dort schnell eine Übernachtung geschossen. Ich bin zwar skeptisch, welche Bruchbude uns nun erwartet, aber Alternativen sehem wir keine. Also nix wie hin.

Wir landen in einer Pizzeria, die nebenbei auch Zimmer vermietet. Zwar nichts Besonderes, aber eben genau angemessen für unseren Bedarf. Essen können wir direkt vor Ort. Entspannung macht sich breit. Nach diesem sehr langen Tag kann ich die gut gebrauchen. Ein paar Kilometer weniger hätten es sein können. Wir ziehen nach dem Essen noch etwas durch die Stadt, recherchieren die Rückfahrt am Bahnhof und feiern die Zielankunft mit lecker Dosenbier an der Uferpromenade, beschallt von James Blunt, der gerade auf der Bühne des Festivals rockt.

Abschied
Abschied
Locarno Panorama
Locarno Panorama

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Felix fährt (mit meinem zweiten Radl) zurück nach Zürich, Andreas nach Thüringen und ich ins Rheintal. Jeder mit einem anderen Zug. Ich habe allerdings das Vergnügen, ab Bellinzona mit dem Postbus über den Passo del S. Bernadino nach Chur zu fahren. Ein grandioses Erlebnis. Kann ich so doch die Bergwelt um das Hinterrheintal und einige Stationen der Tour noch einmal Revue passieren lassen. Nach einigen weiteren Umsteigestationen erreiche ich das Auto in Lindau und bin am frühen Abend zurück zu Hause. Eine abwechslungsreiche Tour ist zu Ende.

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